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Archiv-Artikel

Undemokratische Lehrkräfte

betr.: „Grundschullehrer bereiten Zensuren-Boykott vor“, taz bremen vom 20. April 2005

Ob Grundschüler unter Noten leiden oder nicht, das will ich hier nicht beurteilen. Ich selbst habe Noten ab Klasse 1 genossen. In Bayern! (…) Ich komme mir deshalb heute nicht doofer oder schlauer vor als jene, die vor so schrecklichen Dingen wie Einsen und Fünfen auf dem Zeugnis geschützt wurden. Als Kind hatte ich durchaus meinen Spaß mit meinen Noten. Meistens jedenfalls.

Nun sollen Bremer Grundschüler ab Klasse 3 respektive deren Eltern wieder mit Noten über den Leistungsstand der Sprösslinge informiert werden – so beschlossen von den zuständigen politischen und durch demokratische Wahl legitimierten Gremien. Das kann LehrerIn nun gut oder schlecht, toll oder auch antipädagogisch finden und sicherlich auch die jeweilige Meinung kund tun. Die Drohung aber, den Beschluss der Bildungsdeputation zu boykottieren, ist schlicht und ergreifend Verrat an jedwedem demokratischen Bildungsideal. Was bitte sollen Kinder denn lernen – ob mit oder ohne Noten – wenn nicht den unverbrüchlichen Grundsatz, dass Demokratinnen und Demokraten zuweilen auch mit Mehrheiten leben müssen, die nicht ihre eigene Meinung widerspiegeln? Marlis Kokes Bemerkung, dass ein solcher Boykott nur auf eine Eintragung in der Personalakte hinauslaufe, entpuppt sich als ideologischer und verantwortungsfreier Beißreflex gegenüber der „Herrschenden Klasse“. LehrerInnen, die nicht die Klasse haben, sich wie Erwachsene mit demokratischen Beschlüssen zurecht zu finden, sondern in bester AStA-Rhetorik Boykott-Aufrufen frönen, sollte man vor allem nicht auf Klassen voller Kinder loslassen. ROLAND BÖSKER, Bremen