Umweltfreundliche Autos: Nur wenige fahren auf öko ab
Hybridautos mit Elektro- und Benzinmotor sind an der Spree nach wie vor die Ausnahme. Trotzdem liegt Berlin im Bundesvergleich vorne.
Nur wenige Berliner haben ein umweltfreundliches Auto. Von 500 Pkws, die durch die Stadt kurven, fährt nach Angaben des Kraftfahrtbundesamts nur einer mit Hybridantrieb. Das heißt, der Wagen schaltet zwischen einem Benzin- und einem Elektromotor hin und her und stößt so im Schnitt deutlich weniger Kohlendioxid aus als ein ähnlich großer Benziner oder Diesel. Rund 2.000 Hybridautos sind in Berlin zugelassen - knapp 0,2 Prozent aller gemeldeten Pkws. Erd- oder Flüssiggasfahrzeuge scheinen beliebter zu sein: Davon gibt es immerhin 11.402 Wagen, sie machen 1 Prozent des Bestands aus. Vergangene Woche hat der Verkehrsclub Deutschland (VCD) eine neue Liste mit den umweltfreundlichsten Autos vorgestellt. Die Japaner machten das Rennen: Ganz vorn dabei sind zwei Hybridfahrzeuge von Toyota, der etwas größere Prius und der Kleinwagen Auris. Sie pusten pro Kilometer lediglich 89 Gramm Kohlendioxid in die Atmosphäre - laut VCD lag im Jahr 2009 bei Neuwagen der Schnitt bei 154 Gramm CO2 pro Kilometer.
Auch wenn die Zulassungszahlen für Prius, Auris und Co. an der Spree insgesamt niedrig sind, im Bundesvergleich steht Berlin trotzdem am besten da. Denn vielerorts kommen die klimafreundlichen Fahrzeuge nur auf 0,05 bis 0,07 Prozent Marktanteil. Lediglich in Bremen und Hamburg sind 0,1 Prozent des Bestands Hybridautos. Die Berliner Kurve zeigt zudem steil nach oben: Die Zahl der Fahrzeuge mit Elektro- und Benzinmotor hat allein 2009 um ein Drittel zugenommen. Der Bestand aller Pkws wuchs im gleichen Zeitraum kaum.
Dass die Hybridautos nicht nur ein Nischenprodukt sind, sondern Mainstream werden können, hat Kalifornien vorgemacht: Dort gelten die umweltfreundlichen Fahrzeuge als chic. Hollywood-Schauspieler fuhren damit bei Oscar-Verleihungen vor. Auch in Japan steht der Prius seit Monaten an der Spitze der Zulassungsstatistiken.
In Los Angeles durften Hybridautos zeitweilig frei parken. An eine begrenzte Zahl kalifornischer Hybridfahrer wurden zudem Aufkleber vergeben, die sie berechtigte, Busspuren zu nutzen. Für Berlin sei das keine Lösung, meint Martin Schlegel, Verkehrsreferent des BUND. "Die Busspuren sind mit Taxis, Bussen und Radfahrern bereits an ihrer Kapazitätsgrenze." Er hält andere Probleme für dringlicher, etwa die Luftverschmutzung durch kleinere Lkws. Im suburbanen Raum sei die Förderung von Elektro- oder Hybridautos möglicherweise sinnvoll, so Schlegel. In einer Stadt wie Berlin gebe es jedoch Alternativen zum Auto. "Der Fahrradverkehr muss verbessert und der öffentliche Nahverkehr sauberer werden. Erst danach sollte man sich um private Pkws kümmern."
ANTJE LANG-LENDORFF
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