Umstrittenes Sozialprojekt: Treberhilfe steht zum Verkauf
Jetzt aber wirklich! Eigentlich ist Harald Ehlert seit zwei Monaten nicht mehr Chef der Treberhilfe, jetzt schließt auch der Aufsichtsrat dessen Rückkehr aus. Er sucht für Ehlerts Anteile einen Käufer.
Harald Ehlert gibt auf. Nach wochenlangen Spekulationen, ob der Ex-Treberhilfechef nach wie vor die Geschäfte führe, verkündete der Aufsichtsrat am Donnerstag dessen endgültigen Rückzug. "Die Zukunft der Treberhilfe wird ohne Herrn Ehlert als Geschäftsführer stattfinden", sagte Aufsichtsratsmitglied Frank Biskup. Ehlert sei zudem bereit, seine Geschäftsanteile zu verkaufen. Nun sucht die Treberhilfe nach einem Partner, der Ehlerts Anteile oder die gesamte gemeinnützige Gesellschaft übernimmt.
Es ist nicht der erste Abtritt des Treberhilfe-Gründers. Nachdem im Februar sein Dienstwagen-Maserati und sein Jahresgehalt von über 300.000 Euro bekannt wurden, hatte die Staatsanwaltschaft Ermittlungen aufgenommen; Ehlert war als Geschäftsführer zurückgetreten. Der schon angekündigte Verkauf seines 50-prozentigen Anteils erfolgte jedoch nicht. Und dem aktuellen fünfköpfigen Aufsichtsrat wurde nachgesagt, dort säßen nur "Ehlert-Getreue". Die Strippen ziehe der Exchef nach wie vor, berichteten Mitarbeiter.
Jetzt scheint sich die Herrenriege zu entzweien. "Es gibt Reibereien zwischen Aufsichtsrat und Ehlert", heißt es aus Mitarbeiterkreisen. Dies könne aber auch eine Taktik sein, um das sinkende Schiff Treberhilfe zu retten, mutmaßt ein ehemaliger Mitarbeiter - denn die Treberhilfe stehe kurz vor der Pleite.
Dass der angekündigte Verkauf von Ehlerts Anteilen finanzielle Gründe habe, bestritten Aufsichtsrat und Geschäftsführung am Donnerstag. Weder gebe es finanzielle Schwierigkeiten, noch müsse der Ruf der Treberhilfe wiederhergestellt werden. "Wir wollen einfach nur einen Wechsel bei den Gesellschaftern", sagte Dietrich Fenner, der Nachfolger von Ehlert. Zu Interessenten, den Wert der Anteile oder einen möglichen Zeitpunkt wollte er keine Angaben machen.
Hintergrund des Verkaufs könnte auch die neue Auffanggesellschaft "Neue Chance" sein, die die Diakonie in der vergangenen Woche gegründet hat. "Das zehnköpfige Team eines Neuköllner Wohnprojekts der Treberhilfe beginnt im Juni dort zu arbeiten", erklärte die Diakonie.
Und nicht nur Ehlerts Anteile stehen zum Verkauf: Auch der inzwischen berühmte Maserati hat noch keinen Käufer gefunden und ist für 70.000 Euro zu haben.
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