Umstrittener Energieversorger: Care-Energy unter der Lupe

Die Bundesnetzagentur hegt den Verdacht der „fehlenden Leistungsfähigkeit und Zuverlässigkeit“. Nun muss die Firma Auskunft geben.

Mitarbeiter von Care-Energy sitzen in Jacken mit Unternehmensaufdruck auf einer Bank.

Care-Energy ist nach eigener Aussage „der größte unabhängige Energiedienstleister am deutschen Markt“ Foto: dpa

FREIBURG taz | Die Bundesnetzagentur macht Druck auf den in die Schlagzeilen geratenen Stromanbieter Care-Energy. Mit Frist vom heutigen Mittwoch muss die Care-Energy AG unter Androhung eines Zwangsgelds in Höhe von einer Million Euro Auskunft über ihre Geschäfte geben, nachdem es, so die Aufsichtsbehörde, eine „erhebliche Anzahl an Verbraucherbeschwerden“ gegeben habe. Vor zwei Wochen hatte die Netzagentur gegen die Firma ein förmliches Ermittlungsverfahren „wegen des Verdachts der fehlenden Leistungsfähigkeit und Zuverlässigkeit“ gemäß Energiewirtschaftsgesetz eingeleitet.

Care-Energy ist nach eigenen Aussagen „mit über einer Million betreuten Kunden der größte unabhängige Energiedienstleister am deutschen Markt“. Das Firmenkonstrukt des „Strom-Zampanos“ (Manager-Magazin) Martin Kristek ist allerdings so verwirrend, dass selbst Geschäftspartner mitunter nicht durchblicken: Stromnetzbetreiber verklagten in der Vergangenheit schon die falsche Firma der Gruppe. Das hängt auch damit zusammen, dass immer wieder Verantwortlichkeiten auf andere Unternehmen übertragen wurden.

Nun versucht die Strommarktaufsicht, die Strukturen zu klären. Sie verlangt unter anderem die Vorlage von Dienstleistungsverträgen, und sie fordert Auskunft darüber, warum die Firma „ihrer Verpflichtung zur Abführung der EEG-Umlage gegenüber den Übertragungsnetzbetreibern nicht oder nur verspätet“ nach kam. Nach Erkenntnissen der Behörde „bestehen Anhaltspunkte dafür, dass die Betroffene nicht über ausreichende Mittel verfügt, um ihre eingegangenen und einzugehenden vertraglichen Verpflichtungen zu erfüllen“. Es gebe „Grund zur Annahme“ dass „aufgrund der Geschäftsführungspraxis ein Schaden für die Haushaltskunden nicht auszuschließen ist“.

Fast zeitgleich mit dem Aufsichtsverfahren gegen die Care-Energy AG hat die Bundesnetzagentur auch eines gegen die Expertos Unternehmens- und Wirtschaftsberatungs GmbH & Co. KG gestartet, die ebenfalls Teil des Kristek´schen Firmenkonglomerats ist. Selbst so banale Dinge wie die Frage, ob Expertos über eigene Bankkonten verfügt, und welche Personen operativ für die Firma tätig sind, fragt die Aufsichtsbehörde ab, weil die Geschäfte so intransparent sind.

80 Millionen Euro Außenstände bei Netzbetreibern

Unterdessen werden auch die Übertragungsnetzbetreiber unruhig. Die vier Unternehmen, die für die Abwicklung der Zahlungen nach dem EEG zuständig sind, machen Außenstände in Höhe von mehr als 80 Millionen Euro geltend. 50Hertz teilte Ende Juni mit, wegen ausstehender EEG-Abschlagsrechnungen den sogenannten Bilanzkreisvertrag mit der Care-Energy AG zum Ablauf des 28. Juni gekündigt zu haben.

„Wird Care-Energy das neue Flexstrom?“ fragt bereits der Sender n-tv. Flexstrom ging 2013 pleite; mit 835.000 Gläubigern begann das größte Insolvenzverfahren in der deutschen Wirtschaftsgeschichte.

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