Umstrittener Energieanbieter: Care-Energy meldet Insolvenz an

Ein Insolvenzverwalter übernimmt nun die Geschäfte der Firma. Die war für ihr undurchsichtiges Unternehmenskonstrukt bekannt

Mitarbeiter der Care-Energy sitzen in Firmenjacken auf einer Bank.

Die Zukunft der Mitarbeiter ist ungewiss Foto: dpa

FREIBURG taz/dpa | Ganz überraschend kommt der Schritt nicht: Der wohl bizarrste Anbieter im deutschen Strommarkt, die Hamburger Care-Energy, ist pleite. Am Freitagnachmittag wurden über die Care-Energy AG, die Care-Energy-Holding GmbH und die Care-Energy Management GmbH die Insolvenzverfahren eröffnet, geht aus dem Justizportal des Bunds und der Länder hervor.

Die Firmengruppe war in der Vergangenheit immer wieder in die Schlagzeilen geraten. Das Konstrukt aus zahlreichen Tochterfirmen war selbst für Akteure aus der Energiebranche undurchschaubar. Kritiker des Geschäftsmodells ging das Unternehmen hart an, auch Medien versuchte es einzuschüchtern.

Im vergangenen Sommer wurde die Luft für das Firmenkonstrukt des mitunter als „Strom-Zampanos“ bezeichneten Martin Kristek dünn. Übertragungsnetzbetreiber kündigten die Verträge mit dem Unternehmen, Care-Energy konnte damit in den jeweiligen Gebieten die Kunden nicht mehr versorgen. Grund waren, so begründete zum Beispiel Tennet seinen Schritt, „ausstehende EEG-­Abschlagszahlungen“. In der Summe sprechen die vier Übertragungsnetzbetreiber von Außenständen in Höhe von rund 85 Millionen Euro.

Auch die Bundesnetzagentur machte zunehmend Druck und forderte im Juli Auskunft über die Geschäfte der Firma, nachdem es, so die Aufsichtsbehörde, eine „erhebliche Anzahl an Verbraucherbeschwerden“ gegeben habe. Zuvor hatte die Netzagentur auch ein förmliches Ermittlungsverfahren gegen die Firma „wegen des Verdachts der fehlenden Leistungsfähigkeit und Zuverlässigkeit“ eingeleitet.

Wie es mit den Mitarbeitern weitergeht, ist unklar

Nachdem der Firmengründer im Januar verstarb, teilte das Unternehmen zwar noch mit, die Unternehmensgruppe setze ihre Arbeit „im Sinne Kristeks“ fort, die Unternehmen seien „voll handlungsfähig“. Am Freitag allerdings wurde der Bremer Rechtsanwalt Jan H. Wilhelm zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt. Unklar ist bislang, wie es mit den rund 100 Mitarbeitern weitergeht.

Care-Energy versorgt nach Angaben des Unternehmens noch rund 12.500 Kunden in Deutschland mit Strom und 2.000 mit Gas sowie 12.900 Kunden in Österreich mit Strom. Der Geschäftsbetrieb werde im vorläufigen Insolvenzverfahren fortgesetzt und die Kunden weiterhin beliefert.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.