Umsatz im Fairtrade: Faire Rekorde im Supermarkt
Für gut eine Milliarde Euro haben VerbraucherInnen im Jahr 2014 Produkte aus fairem Handel gekauft. Doch es gibt auch Kritik am Massenmarkt.
60,5 Millionen davon entfallen auf Fairtrade-Produkte aus dem globalen Norden, die in den vorangegangenen Jahren nicht mit in die Bilanz aufgenommen worden waren. Ein starkes Wachstum ist aber auch ohne diese Waren zu verzeichnen: Mit ausschließlich aus dem globalen Süden stammenden Artikeln wurden insgesamt 966 Millionen Euro umgesetzt – 2013 waren es erst 784 Millionen Euro.
Auf den Einzelnen umgerechnet sind die Deutschen allerdings nicht gerade Spitzenreiter: „Mit 13 Euro Pro-Kopf-Ausgaben für fair gehandelte Produkte hängt Deutschland der Schweiz und Großbritannien noch deutlich hinterher“, sagte Blendin. Die SchweizerInnen etwa gaben 2014 pro Kopf gut 57 Euro für faire Waren aus – fast viermal so viel wie deutsche VerbraucherInnen.
Probleme machen dem fairen Handel laut Forum Fairer Handel vor allem zwei Punkte: Zum einen stelle der Klimawandel viele Produzenten vor Herausforderungen, sagte Blendin. Manche Kaffeebauern etwa könnten wegen das veränderten Wetters auf ihren Plantagen weniger als bisher anbauen. Zum anderen erschwere die Euroschwäche die Arbeit der Handelsorganisationen; sie mussten mit Preiserhöhungen reagieren, erklärte der Geschäftsführer des Vereins.
Den größten Anteil hat das Fairtrade-Siegel
Den größten Anteil an dem hohen Wachstum machten mit 78 Prozent und einem Umsatz von 797 Millionen Euro Produkte mit dem Fairtrade-Siegel aus. Es gibt sie insbesondere in Supermärkten. Somit treiben die großen Einzelhändler den Umsatz fairer Waren stark voran. Weltläden und Aktionsgruppen setzten Produkte für 72,5 Millionen Euro um.
Auf dem Wachstum will es der Branchenverein aber nicht beruhen lassen. Es müsse gesetzliche Regelungen geben, nach denen Unternehmen ihr Wirtschaften gestalten, sagte Armin Massig, politischer Referent des Forums. Konzerne würden stets auf freiwillige Verpflichtungen pochen. „Das funktioniert nicht“, erklärte Massig. Der Verein fordert unter anderem, dass Unternehmen für Menschenrechtsverletzungen und Umweltschäden in der gesamten Lieferkette zur Rechenschaft gezogen werden.
Konzerne und Verbände haben sich in der Vergangenheit häufiger gegen Vorschläge zu ähnlichen Gesetzen ausgesprochen: So sagte der Außenhandelsexperte des Deutschen Industrie- und Handelskammertags, Heiko Schwiderowski, etwa Anfang des Jahres: „Wir sind der Ansicht, dass die Selbstverpflichtungen, die sich die Unternehmen zum Schutz der Menschen- und Arbeitnehmerrechte auferlegt haben, von wenigen Ausnahmen abgesehen, bisher sehr gut funktionieren.“ Unternehmen könnten nicht für das Versagen von staatlichen Stellen verantwortlich gemacht werden.
Gesetzliche Regelungen findet auch Roland Röder, Geschäftsführer der bundesweit tätigen Nichtregierungsorganisation (NGO) Aktion 3. Welt Saar sinnvoll. Doch mag er nicht einstimmen, wenn es um das Wachstum geht: „Nein, das ist eigentlich keine Erfolgsmeldung.“ Die NGO betreibt zwar selbst ehrenamtlich einen Dritte-Welt-Laden. Seine Kritik ist grundsätzlicher: „Eine bessere Welt ist nicht käuflich.“ Fairer Handel könne in einem kleinen Rahmen sinnvoll und richtig sein. „Aber es gibt keinen fairen Kapitalismus“. Deshalb müsse die Bewegung wieder politischer werden.
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