Umorientierung in Frankreich: Die Grünen lösen sich auf
Kein Witz: Die französischen Grünen lösen sich auf. "Les Verts" werden Teil eines größeren Netzwerks. Das alles unter der Führung von Dany Cohn-Bendit. Ziel: Wahlsieg.
Les Verts, die französischen Grünen, sind schon sehr bald Teil der politischen Vergangenheit. Sie lösen sich auf, aber nicht um zu verschwinden, sondern um zu wachsen - dank einer Fusion mit dem erweiterten Label Europe Écologie, mit dem die Grünen bereits an den letzten beiden Wahlen mit Erfolg teilgenommen haben.
Für den Initiator dieser wichtigen Wachstumsetappe, Dany Cohn-Bendit, geht es aber nicht einfach darum, eine um einige Prominente sowie Sympathisanten von links und der Mitte erweiterte Partei zu schaffen, sondern eine für Frankreich neuartige Bewegung, die er mehr als "Netzwerk" oder als "politische Kooperative" verstanden haben möchte. Nach einer Urabstimmung, bei der sich 85 Prozent der bisherigen Mitglieder der Grünen für die Fusion ausgesprochen haben, soll am Wochenende in Lyon bei einem Gründungskongress Cohn-Bendits politisches "Baby" aus der Taufe gehoben werden.
Der Name der Bewegung, die mehr Leute ansprechen und motivieren soll als bisher Les Verts, ist noch offen. "Les Écolos", hat Cohn-Bendit vorgeschlagen; auf Deutsch wäre das vielleicht mit "Die Ökos" zu übersetzen. Er wäre aber auch zufrieden, wenn es beim bereits geläufigen "Europe Écologie" bliebe.
Wichtiger als die Bezeichnung aber ist die Orientierung. Und diesbezüglich existieren trotz des Erfolgs von Europe Écologie noch ganz reelle Divergenzen. Trotz Verhandlungen ist es nicht gelungen, politische Umweltgruppen wie das "Mouvement écologiste indépendant" des Elsässers Antoine Waechter oder die Fraktion der ehemaligen bürgerlichen Umweltministerin Corinne Lepage, "Cap 21", zu integrieren. Ihnen tönt der Jargon in Lyon zu links. Nur ein "neuer Look" sei das für eine Partei, die in Wirklichkeit das Ergebnis einer Übernahme von Europe Écologie durch die Grünen sei, kritisiert Lepage.
Dafür hat der bekannte Naturfilmer und Fernsehökologe Nicolas Hulot sich bereit erklärt, in Lyon eine Rede zu halten. Er hatte 2007 mit der Drohung einer eigenen Kandidatur die meisten Bewerber bei den Präsidentschaftswahlen, unter ihnen den jetzigen Staatschef Nicolas Sarkozy, dafür gewonnen, eine Charta mit einem klima- und umweltpolitischen Engagement zu unterzeichnen.
Während sich die bisherige Vorsitzende der Grünen, Cécile Duflot, im Voraus über die bevorstehende "Metamorphose und die Wandlungsfähigkeit" ihrer seit 1984 existierenden Partei freut, warnte Cohn-Bendit in einem Interview vor den alten Dämonen des politischen Sektierertums. Uneins werden sich die französischen Umweltschützer in Lyon auch über den Namen ihres Kandidaten oder der Kandidatin bei den Präsidentschaftswahlen von 2012 sein.
Als klare Favoritin gilt die aus Norwegen stammende und als ehemalige Untersuchungsrichterin in Korruptionsaffären berühmt und populär gewordene Eva Joly. Sie könnte unter Umständen mit der unerwarteten Konkurrenz einer Tierschützerin von ganz rechts konfrontiert sein: Die einstige Filmdiva Brigitte Bardot, die sich ganz dem Tierschutz verschrieben hat und vor allem gegen muslimische Schlachtriten protestiert, hat in einem Protestbrief an Präsident Sarkozy eine eventuelle Kandidatur in Betracht gezogen.
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