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Umgang mit jungen StraftäternKinderdealer aufs Land

Kriminelle Kinder aus Berlin kommen in ein Heim in Brandenburg, aus dem sie nicht abhauen können. Senat will zudem eine geschlossene Einrichtung in Berlin.

Freiheitsentzug bei Kindern galt lange als Irrweg Bild: Holger.Ellgaard?uselang=de:Holger Ellgaardby-sa

Kriminelle Kinder aus Berlin können bereits jetzt in einem Brandenburger Heim so untergebracht werden, dass sie keine Möglichkeit haben abzuhauen. Drei der vermeintlichen Kinderdealer, die im Sommer für Schlagzeilen sorgten, leben seit August und September in einer Einrichtung des Evangelischen Jugend- und Fürsorgewerks (EJF) auf dem Land, bestätigte deren Jugendreferentin Sigrid Jordan-Nimsch auf taz-Anfrage. Am Anfang habe man die drei, die älter seien, als sie zunächst behaupteten, "verbindlich" untergebracht, wie Jordan-Nimsch sagte. Sie seien aber nicht weggesperrt, sondern rund um die Uhr begleitet worden. "Die Jugendlichen entwickeln sich gut. Inzwischen ist eine verbindliche Unterbringung nicht mehr nötig."

Im Sommer hatte die Polizei mehrfach junge Drogendealer gefasst, die sich als Kinder ausgaben, weil sie damit als nicht strafmündig gelten. Wenn die Beamten sie dann etwa zum Kindernotdienst brachten, büxten sie gleich wieder aus. In der folgenden aufgeregten Debatte forderten sowohl Innensenator Ehrhart Körting als auch der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (beide SPD) die Unterbringung krimineller Kinder in geschlossenen Heimen. Mit den Plätzen in Brandenburg hat der Senat nun eine solche Möglichkeit gefunden - und ein Tabu gebrochen: Freiheitsentziehung bei Kindern galt lange als pädagogischer Irrweg. Für eine solche Maßnahme muss immer auch ein richterlicher Beschluss vorliegen, so Jordan-Nimsch. Das EJF habe zudem eine Ausnahmegenehmigung vom Landesjugendamt in Bernau erhalten.

Ursprünglich waren vier "Kinderdealer" in der Einrichtung untergebracht. Ein gerichtsmedizinisches Gutachten ergab aber, dass ein angeblich 13-jähriger Dealer mindestens 21 Jahre alt ist. Für ihn wurde Untersuchungshaft erlassen. Ein weiterer Junge wurde ebenfalls medizinisch untersucht, sagte Jordan-Nimsch. Die zwei anderen hätten freiwillig zugegeben, älter zu sein als zunächst behauptet. "Die drei Jugendlichen in unserer Einrichtung sind nicht zwischen 11 und 13, sondern zwischen 15 und 17 Jahre alt."

Die Jungen stammen aus arabischen Familien, in dem Heim erhalten sie der Jugendreferentin zufolge Sprachunterricht. Sie beschäftigen sich mit Mathe und Naturwissenschaften. Auch eine Psychologin und eine Ergotherapeutin kümmern sich um sie. 213 Euro kostet ein Platz pro Tag. Wo sich in Brandenburg das Heim befindet, wollte Jordan-Nimsch nicht öffentlich machen.

Auch in Berlin plant der Senat eine Übergangseinrichtung, in der delinquente Kinder weggeschlossen werden können, bis klar ist, wo sie langfristig unterkommen. Ursprünglich sollte ein solches Heim Ende des Jahres seine Arbeit aufnehmen. Daraus wird so schnell nichts: Eine interministerielle Arbeitsgruppe wolle aber noch vor Weihnachten die Entscheidung treffen, welcher Träger zum Zuge komme, sagte Christian Walther, Sprecher der Bildungsverwaltung.

Klaus Lederer, Parteichef der Linken, lehnt geschlossene Heime für kriminelle Kinder eigentlich ab. Gegen die vom Senat geplante Übergangseinrichtung will er sich trotzdem nicht starkmachen. Straffällige Kinder für eine kurze Zeit nicht einfach gehen zu lassen könne unter Umständen eine Ultima Ratio sein, um überhaupt an sie heranzukommen, so Lederer. "Ziel dabei muss immer sein, eine Betreuung in einer nicht geschlossenen Einrichtung zu ermöglichen."

Erst am Freitag hatte die Polizei wieder zwei angebliche Kinder beim Heroinhandel erwischt. Fallen sie erneut auf, könnten auch sie in Brandenburg landen. Michael Piekara, ebenfalls Jugendreferent beim EJF, sagte: "Wenn es ein konkretes Problem gibt, kann es auch bei neuen Fällen sinnvoll sein, sie bei uns unterzubringen."

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