Umgang mit der AfD vor der TV-Kamera: Endlich mal dagegenhalten
Die Strategie, die AfD in den Medien zu ignorieren oder anzufauchen, schlug fehl. Die etablierten Parteien müssen ihr inhaltlich entgegentreten.
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O b es allzu clever war, André Poggenburg in der „Tagesschau“ ganz an den Rand zu stellen? Da stand der AfD-Mann aus Sachsen-Anhalt nun ganz allein auf seiner Seite des auch noch in der Mitte geteilten Tisches – und wartete darauf, dass erst Ministerpräsident Reiner Haseloff von der CDU, dann die VertreterInnen von SPD, Linken und Grünen ihre Statements abgaben.
Dann war der Mann im Abseits dran und redete davon, dass die AfD Opposition sein wolle, weil die AfD gern widerspreche – und alle anderen PolitikerInnen standen ihm gegenüber wie die Klassendümmsten vor dem gestrengen Lehrer und mussten sich seine Standpauke anhören. Ein Sinnbild.
Vielleicht war das alles nur Zufall, vielleicht wollte es der Sender so, vielleicht wollte aber auch schlicht niemand neben Poggenburg stehen. Es führte auf jeden Fall, wie so viele Versuche sich die AfD vom Leib zu halten, zu: nichts. Im Gegenteil.
Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer wollte vor der Wahl nicht an einer Elefantenrunde mit AfD-Beteiligung teilnehmen. Nun war sie am Sonntag in Mainz doch im Studio und stand mit der AfD an einem Tisch. Das ist wohl der sinnvollere Weg, statt der Auseinandersetzung aus dem Weg zu gehen, nur zu schreien, nur zu warnen. Denn den AfD-KandidatInnen in die Augen zu sehen, sie mit Argumenten bloßzustellen, das ist Teil der Demokratie – so ekelhaft das auch manchmal sein mag.
Am Ende der „Tagesschau“-Runde sagte CDU-Mann Haseloff noch in Richtung Poggenburgs: „Diese Wähler werden wir zurückholen. Können Sie sich drauf verlassen.“ Es war ein kämpferischer Moment, wie man ihn selten vor dem Wahlsonntag gesehen hat. Die Schüler begehren auf gegen den fiesen Lehrer. Das ist ein gutes Zeichen.
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