piwik no script img

Umgang mit WildtierenBärin im Trentino nun doch getötet

Vor drei Wochen ging die Bärin KJ1 auf einen Jogger aus Frankreich los und verletzte ihn schwer. Trotz Protesten wurde sie jetzt erschossen.

Braunbär im Trentino Foto: Matteo Zeni/Servizio Faunistico via dpa

Trient dpa | Mitten in der Urlaubszeit ist oberhalb des Gardasees in Italien eine Bärin abgeschossen worden. Sie soll eine Gefahr für Touristen gewesen sein. Das Tier mit der amtlichen Bezeichnung KJ1 wurde von Förstern mithilfe eines Senders um seinen Hals lokalisiert und dann getötet. Das teilte die Regierung der Provinz Trentino mit. Die Braunbärin hatte vor drei Wochen einen 43 Jahre alten Jogger aus Frankreich angegriffen und schwer verletzt.

Tier- und Umweltschützer waren über den Abschuss empört. Kritik kam auch von der Regierung in Rom. Bei der erschossenen Bärin handelt es sich um eine mehr als 20 Jahre alte Bärenmutter, die mit drei oder vier Jungtieren durch die Wälder streunte. Den Behörden war sie aufgefallen, weil sie sich in der Nähe von bewohnten Gebieten aufhielt.

Aktuell ist Paarungszeit, männliche Bären suchen Partnerinnen. Muttertiere, die Angst um ihren Nachwuchs haben, reagieren dann aggressiv. Zudem suchen die Bären auf Nahrungssuche vermehrt menschliche Ansiedlungen auf. Im Trentino wurden Tonnen mit Müll und Kompost durchwühlt, Kirschbäume leergefressen, Kälber und Schafe gerissen.

Tierschützer hatten versucht, die Tötung von KJ1 auf juristischem Weg zu verhindern. Braunbären sind in Europa durch verschiedene Abkommen und auch durch eine EU-Richtlinie geschützt. Nur „Problembären“ dürfen gefangen, umgesiedelt und notfalls erschossen werden. Im Trentino hatte das Parlament kürzlich die Tötung von bis zu acht Tieren pro Jahr erlaubt.

Tierschutzorganisationen äußerten sich empört. Die Regierung sah die Verantwortung bei früheren Regierungen, die um die Jahrtausendwende die Wiederansiedlung von Bären unterstützt hatten. Ganz ausgestorben war der Bär hier jedoch nie, die Programme haben die Population nur stabilisiert. In den Alpen halten sich etwa 50 Tiere auf.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

6 Kommentare

 / 
  • Es wird in der Diskussion um Wolf und Bär zwei Maßstäben gemessen. Jetzt ist ein Tourist durch einen Bären getötet worden. Der Bär wird erschossen. Vor zwei Jahren ist im Trentino ein Einheimischer von einer Bärin getötet worden. Diese Bärin lebt jetzt in einem Bärenpark im Schwarzwald.



    Der Wolf auf der Urlauberinsel Norderney fällt nicht auf. In der Presse gibt's einen Riesenaufreger. Auf der Insel halten sich im Sommer viele Touristen aus der Stadt auf. Irgendwo in den Weiten von Niedersachsen würde es niemanden interessieren. In der Metropolregion Hannover aber schon. Als Dolly ( Gehörte der Familie von der Leyen) ist die Aufregung in der Presse groß gewesen.

  • Die Tierschutzorganisationen sollen mal die Luft anhalten. Sie betonen Tierleben über und lassen Menschen hintenüber fallen.

    Ich wohne zeitweise in einem Bärengebiet in den rumänischen Karpaten. Aktuell gibt es in den Fogarascher Alpen um die 2.000 Bären, Bären kommen bei mir bis an den Dorfrand.

    Wenn man von einem Platzbedarf von 100 Quadratkilometern pro Bär ausgeht, müsste das Gebiet mehr als die Hälfte Deutschlands umfassen. Der Populationsdruck bewirkt, wie im Artikel richtig dargestellt, dass Bärinnen mit ihren Jungen in die Vorstädte und Dörfer kommen. Klar, dass einige davon problematisch sind und geschossen werden, auch wenn die Rumänen hier weniger panisch reagieren als die Italiener. Bis vor wenigen Jahren durfte man als Jäger noch Bären schießen, das war sogar billiger als Hirsch. In Restaurants in Hermannstadt gab es Bärensalami.

    Dass es in Rumänien kaum zu Unfällen kommt (2 pro Jahr), ist der Bevölkerung zu verdanken, die sich auf ein Leben mit Bären (und Wöfen) eingestellt hat. Man joggt einfach nicht dumm im Bärengebiet herum.

    Aus dem Abschuss lässt sich lernen: Die Italiener müssen erst wieder lernen mit Großraubtieren zu leben.

  • Ich bin mir sicher, in nicht all zu ferner Zukunft werden fleischfressende Raubtiere ausgerottet, um den Schutz des Menschen und der Kultur zu gewährleisten.

    Dass dadurch das Ökosystem instabiler wird, ist egal. Kranke Tiere und Aas werden von Jägern entsorgt.

    Was passiert, wenn fleisch- oder aasfressende Tiere nahe an die Ausrottung gebracht werden zeigt dieser Artikel:



    www.spektrum.de/ne...der-mensch/2225037

    Bedenkt, es geht nicht darum, wie die Tierart dezimiert wurde - durch Jagd oder indirekt durch Antibiotika. Es geht um die Folgen am Menschen.

    Man könnte im Übrigen auch Mosquitos dezimieren. Weil die killen weitaus mehr Menschen, als Bären. Aber das wäre eine langweilige Trophäe.

  • Tierschutz ist ein Feigenblatt,



    Wenn man eh keinen Mut hat,



    Wird es tatsächlich mal eng,



    ❗Menschen-Lösung ist meist PENG!



    /



    www.baer.de/starts...lem-b%C3%A4r-bruno

    • @Martin Rees:

      Ja zu recht. Lieber Peng auf ein Wildschwein, Wolf, oder gar einen Bär.



      Seit die Bären bei uns fröhlich von Tal zu Tal schlenderten ist viel Zeit vergangen und sie werden jetzt wieder angesiedelt. Die Menschheit hat sich in der Zeit vervierfacht. Sollen die Bären im Münchner Tiergarten mit kleinen Kindern Fangen spielen?



      Die Population muss im Niveau gehalten werden dass Bären, Wölfe etc. in ihren Lebensräumen zufrieden sind. Werden es zu viele, wandern sie weiter in unsere Lebensräume.

      • @Ramaz:

        In ihren Lebensräumen sind Bären oder Wölfe aber nicht zufrieden, wenn nur 1000 Individuen leben. Sofern diese überhaupt urteilen können, wann sie zufrieden sind.

        Denn wenn eine Bärin das doppelte an ihrer Lebenszeit benötigt, bis ein Bär sie begattet und Nachwuchs erzeugt, ist es zu spät. Populationsschwund trotz "stabiler Zahlen" und alle fragen sich wie das passieren konnte.