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Umfrage über TabakreklameKippenwerbung überall verbieten

Zwei von drei Deutschen fordern laut einer Umfrage: Die Union soll endlich Schluss mit der Blockade des Tabakwerbeverbots machen.

Schluss mit den qualmenden Vorbildern: Deutsche fordern Werbeverbot für Tabakwaren Foto: dpa

Berlin taz | Mehr als zwei Drittel der Bundesbürger befürworten ein vollständiges Werbeverbot für Tabakwaren. Bei einer Forsa-Umfrage sprachen sich 69 Prozent der Befragten dafür aus, Werbung für E-Zigaretten und Tabak zu verbieten, 27 Prozent lehnen dies ab. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherer hatte die Umfrage beauftragt.

Im Internet, in der Presse und im Fernsehen dürfen Tabakprodukte in Deutschland bereits seit 2016 nicht mehr beworben werden; das Verbot auf Kino- und Außenwerbung auszuweiten, war seither am Widerstand der Union gescheitert. Deutschland ist das letzte EU-Land, in dem Außenwerbung, also etwa an Bushaltestellen und Litfaßsäulen, noch zulässig ist.

Bereits in der vergangenen Legislatur hatte das Kabinett ein umfassendes Verbot beschlossen, das jedoch der damalige CDU-Fraktionsvorsitzende Volker Kauder blockierte. Auch der aktuelle Koalitionsvertrag hatte einen entsprechenden Passus, der in letzter Sekunde gestrichen wurde.

Neben Grünen, Linken, der SPD sowie einer Vielzahl an WissenschaftlerInnen will auch die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler (CSU), das Verbot schnellstmöglich herbeiführen. „Diese Umfrage belegt deutlich, dass auch die Bevölkerung dieses Thema vom Tisch haben will“, sagte Mortler der taz. Der Bund müsse nun handeln.

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12 Kommentare

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  • Nicht überraschend. "Verbieten" kommt immer gut, bietet doch allein die Befragung dem gebeutelten Bürger die Chance, sich endlich mal wieder als Souverän zu fühlen. Der Wunsch, "das Thema vom Tisch" zu haben, ist - da stimme ich den anderen Kommentaren zu - immer groß, wenn's nicht um eigenen Tisch geht.

    Blick nach draussen: Werbetafeln, Litfaßsäulen und Radio/TV-Spots erinnern daran, daß Karneval vor der Tür steht und es höchste Zeit wird, sich mit Alkoholkia einzudecken. Hier wird der Suff gepriesen, gleich daneben wird "Fahrspaß" beschworen. Krasse Kombi.



    Ohne Adblocker gerät das Surfen im Internet zum EndlosTrip durch virtuelle Autohäuser und auch der Kinofilm startet erst nach diversen Kaufempfehlungen für PKW. Hinzu kommen Gemüsesaftvertreiber, die ihr Produkt mit Häme über Geflüchtete bewerben; die Bundeswehr, deren PR in Kindergärten- und Schulen für Mords-Gaudi sorgt ...und jede Menge sexistische Kackscheiße.



    Der MarlboroMan ist tot und möge in Frieden ruhen. Doch er starb nicht aus Vernunft - er wurde vom SUV überrollt.

  • 9G
    97088 (Profil gelöscht)

    „Diese Umfrage belegt deutlich, dass auch die Bevölkerung dieses Thema vom Tisch haben will“, sagte Mortler der taz. Eine kühne Behauptung! Und wenn das komplette Tabakwerbeverbot kommt - bitte nicht den Alkohol vergessen! Auch hier plädiere ich für ein komplettes Werbeverbot.

  • "Deutschland ist das letzte EU-Land, in dem Außenwerbung, also etwa an Bushaltestellen und Litfaßsäulen, noch zulässig ist."

    Deutschland ist m.W. das letzte EU-Land. in dem auf Autobahnen ohne generelles Tempolimit gerast werden darf .......

  • Ich bin mir ziemlich sicher, das zwei von dtei Deutschen sich nicht einen Deut für die Frage der Zigarettenwerbung interessieren.



    Falls man hingeht un ihnen eine Frage, wie z.B.: "Fänden sie es nicht konsequenter, wenn Tabakwerbung komplett verboten wäre?", stellt, sagen womöglich viele rasch ja und eilen weiter die Füßgängerzone entlang.

  • 9G
    91672 (Profil gelöscht)

    CDU und die Missgeburt CSU sind recht witzige und seltsame Parteien. Wenn was der Wirtschaft nützt, wie z.B. Tabak verkaufen oder Betrugsdiesel nicht nachzurüsten, sind sie sehr liberal. Wenn der Mindestlohn erhöht oder die Umwelt geschützt werden soll oder Frauen ein Selbstbestimmungsrecht erhalten sollen (§ 219a) sind sie sehr verschlossen.



    Sind CDU/CSU vielleicht doch einfach verkappte Lobbyvereine der Wirtschaft?

    • @91672 (Profil gelöscht):

      Die Frage ist überflüssig, die beiden Parteien sind meiner Meinung nach ganz sicher mit der Wirtschaft und KK verbandelt. Das ist sozusagen Tradition,

  • Was ist der Grund für die Forderung?



    Ich vermute ja, dass Werbeplakate für Tabakprodukte nur Raucher ansprechen.



    Ich vermute weiterhin, dass Nichtraucher nicht durch Werbeplakate auf die Idee kommen, mit dem Rauchen anzufangen. Warum jemand anfängt zu rauchen, dürfte sehr vielfältige Gründe haben (z.B. Umfeld, Stress), aber sicher nicht die Werbeplakate.

    Wie sieht es eigentlich mit einem Werbeverbot für alkoholische Getränke aus? Wäre das nicht konsequent, auch dies zu fordern?

    • @Lydia Stanke:

      "Ich vermute ja, dass Werbeplakate für Tabakprodukte nur Raucher ansprechen."



      Dafür müssten sie keine Werbung machen, denn die Raucher sind schon süchtig, und tun sich sehr schwer, mit der Qualmerei wieder aufzuhören (weiß ich sehr gut als 20 Jahre durchhaltende Ex-Raucherin – es ist unbeschreiblich schön, nicht mehr rauchen zu m ü s s e n!).



      Und wenn Werbung sooo unwirksam wäre, gäbe es sie wohl nicht. Nebenbei, Werbung ist es riesiger Wirtschaftszweig mit sehr großem Einfluß auf fast alles.



      Und zum Werbeverbot für Alkohol: von mir aus sehr gerne!



      Für alle Verbotsgegner: Es soll die Werbung verboten werden, nicht der Gebrauch – ansonsten finde ich, darf sich jeder Erwachsene umbringen, womit er will…



      Legalize it! Außer Meth und Heroin, also die echt harten Drogen…

      • @Frau Kirschgrün:

        "Dafür müssten sie keine Werbung machen, denn die Raucher sind schon süchtig..."

        Es geht bei der Werbung für Tabakprodukte darum, eine bestimmte Marke zu bewerben, nicht darum, das Rauchen zu bewerben.

        Mir ist es übrigens egal, ob es Werbung für Tabakprodukte gibt oder nicht. Der Sinn eines Verbotes erschließt sich mir nur nicht.

        • @Lydia Stanke:

          "Es geht bei der Werbung für Tabakprodukte darum, eine bestimmte Marke zu bewerben, nicht darum, das Rauchen zu bewerben." Das Eine geht ohne das Andere doch gar nicht…m. E.



          Und Werbung wirkt als Vorbild und nachahmenswert, sonst gäbe es überhaupt keine Werbung, ist also gefährlich für Nichtraucher und Kinder und Jugendliche. M. W. gibt es dazu auch einige Studien…

    • @Lydia Stanke:

      Ein vernünftiger Grund wäre z.B. die Vorbildwirkung. Bednekt man dass die Außernwerbung auch völlig zugänglich ist, gibt sie Kindern und Jugendlichen scheinbar gesellschaftlich etablierte Rollenvorbilder.

      Ja, es wäre konseuqent auch Alkoholwerbung zu verbieten, aber Konsequenz hat die Politik noch nie besonders ausgezeichnet, außer im sehr negatriven Sinn in der NS-Zeit

      • @RealDiogenes:

        Kinder und Jugendliche werden durch Werbeplakate zum Rauchen animiert?

        Ziemlich steile These.

        Kinder und Jugendliche ziehen auch zuweilen Speed durch die Nase. Liegt das auch den Werbeplakaten für Speed?