Umbau in Hamburg: Moschee mit Kirchturm

Die Kapernaum-Kirche in Horn wird zur Moschee umgebaut. Jetzt beginnt der zweite Bauabschnitt, gefördert mit Geldern aus Kuwait.

Ein Blick in die Kapernaumkirche

Empore für Gebete Richtung Mekka: die frühere Kapernaumkirche wird zur Moschee. Foto: dpa

Zementsäcke und Gerüststangen liegen neben einem roten Teppich auf dem staubigen Boden der Baustelle. Die ehemalige Kapernaum-Kirche wird seit 2014 zur sunnitischen Moschee umgebaut. Zum ersten Spatenstich des zweiten Bauabschnitts der künftigen Al-Nour-Moschee im Stadtteil Horn, kam am Montag auch der Vize-Botschafter Kuwaits Hamad Ali Alhazim. Er ist der Geldgeber – deshalb der Teppich.

Die frühere Kirche wird umfassend saniert. Neben dem Kirchturm entsteht ein Gebäude, das Seminar- und Waschräume beherbergt. Das Gotteshaus aus dem Jahr 1961 wurde bereits 2002 entweiht. Die Nordkirche hätte es sanieren müssen. Dafür fehlte aber das Geld.

Zunächst kaufte ein privater Investor das Gebäude, um dort eine Kita zu errichten – doch auch daraus wurde nichts. Etwa zehn Jahre lang stand die Kirche mit den bunten Glasfenstern rund um den ehemaligen Altarraum leer. 2012 kaufte dann das Islamische Zentrum Al-Nour das Gebäude und fing mit den Umbauarbeiten an.

„Ich ich möchte dieses Grundstück mit keinem tauschen“, sagte der Vorsitzende der Al-Nour-Moschee, Daniel Abdin. Architektonisch sei die frühere Kirche einfach einmalig. Das Gebäude ziehe Muslime und Nicht-Muslime geradezu magnetisch an. Im Inneren haben die Bauherren schon eine Empore für die betenden Frauen und eine Gebetsnische für den Imam eingebaut. Der Boden soll eine Fußbodenheizung und Teppichboden bekommen. Das ist teuer: Für die Umbauarbeiten hat die Gemeinde eine Million Euro veranschlagt. Inzwischen sind die Kosten auf 2,5 Millionen Euro angewachsen. Ein Betrag, den die Sunniten unmöglich allein stemmen können.

Die Nordkirche hat 2007 den Beschluss gefasst, dass Kirchen nicht an nicht-christliche Gemeinden verkauft werden dürfen – an Synagogen schon.

In Horn war die Kirche im Besitz eines Investors, der sie dann an die muslimische Gemeinde weiter verkauft hat.

Der ehemalige EKD-Ratspräsident Nikolaus Schneider hat 2013 der Welt gesagt, die Umwidmung der Kirche in Hamburg sei ein „Missgeschick“ und eine „geistliche Zumutung“.

Auf der Suche nach möglichen Sponsoren wurden sie fündig: Der Staat Kuwait unterstützt das Projekt mit 1,1 Millionen Euro. Kommendes Jahr soll die Moschee fertig sein. Vize-Botschafter Alhazim schaute sich die Baustelle vor Ort an. Dass Muslime eine ehemalige Kirche nutzten, sei „ein Zeichen der Toleranz zwischen den Religionen“, übersetzte ein Dolmetscher aus dem Arabischen.

„Wir wollen die guten und friedlichen Muslime in Deutschland unterstützen“, sagte er. Kuwait wolle mit der finanziellen Unterstützung einen Beitrag zur Bekämpfung des Islamismus leisten. Die Religion dürfe nicht für extremistische Tendenzen instrumentalisiert werden, sagte Alhazim.Die Initiative zu der Zusammenarbeit ging von der Gemeinde aus. „Wir haben mehrere arabische Staaten um Unterstützung gebeten“, sagte ihr Vorsitzender Abdin. Er freue sich sehr über die Zusage des Emirats. „Es ist einer der demokratischsten Staaten der Golfregion“, sagte Abdin.

Auch Vertreter der Nordkirche kamen trotz ihrer eigentlich negativen Haltung gegenüber der Umwidmung von Kirchen zu Moscheen zum Spatenstich. Der Islambeauftragte der Nordkirche Axel Matyba bezeichnete den Umbau als Leuchtturmprojekt und die Gemeinde als Freunde und Geschwister. Es sei gut, dass „in dem Gotteshaus auch weiter zu Gott gebetet werde“.

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