piwik no script img

UgandaSkandale? Ach je

Die Stimme aus dem AuslandExecutive Director des Hub for Investigative Media (HIM), Kampala

von Edward Ronald Sekyewa

Eine Ähnlichkeit zwischen Angela Merkel und Ugandas Präsident Yoweri Kaguta Museveni: Sie sind beide sehr lange im Amt. Merkel, Jahrgang 1954, seit 12 Jahren; der zehn Jahre ältere Museveni schon seit lässigen 31 Jahren, seit 1986 nämlich.

Die Säulen des Despotismus sind in Musevenis Uganda tief eingegraben. Er bestach das Parlament, die Beschränkung der Amtszeit aus der Verfassung zu streichen, damit er 2006 noch mal kandidieren konnte. Deutschland dagegen hat keine solche Beschränkung, was Merkel erlaubt, so lange zur Wiederwahl anzutreten, wie ihre Partei sie unterstützt.

Sowohl Merkel als auch Museveni haben die „Flüchtlingskarte“ gespielt. Während Museveni von der ganzen Welt Applaus dafür bekommt, südsudanesische, burundische und kongolesische Flüchtlinge in Uganda aufgenommen zu haben, wird Merkel dafür angefeindet, syrische und andere Flüchtlinge aus dem Nahen Osten in Deutschland willkommen geheißen zu haben.

Wenn man aus ugandischer Sicht betrachtet, was gegen Merkel so als Skandal vorgebracht wurde, kann man nur lachen. Ich meine, wer beschuldigt denn einen Regierungschef, mit der Autoindustrie im Bett gewesen zu sein? Hier wäre das unmöglich. Solange Investoren Geld reinbringen, können die Ugander zur Hölle gehen. Während Museveni damit beschäftigt ist, Wälder in Staatsbesitz an private Investoren zu vergeben, damit die dort Bäume abholzen und Fabriken bauen können, grillen die Deutschen ihre Kanzlerin über Abgaswerte. Ein Skandal in Uganda ist es, Milliarden zu stehlen – und trotzdem passiert nichts, sondern das Leben geht einfach weiter.

Dass auf Angela Merkel im Dieselskandal jetzt so ein Druck ausgeübt wird, auch von der EU, finden wir in Uganda lustig. Wie könnten Abgaswerte hier eine Wiederwahlkampagne bedrohen? Wer könnte Museveni zwingen, etwas zu tun oder nicht zu tun? Die Ugander? Die Ostafrikanische Gemeinschaft? Niemals.

Übersetzung: Johanna Roth

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen