Überschwemmungen in Indonesien: Jakarta unter Wasser
Starker Monsunregen flutet Indonesiens Hauptstadt Jakarta, rund 100.000 Menschen sind betroffen. Die Metropole kriegt ihr Hochwasser einfach nicht in den Griff.
JAKARTA dpa | Ihren Sohn, ihr Fernsehgerät, ihre Dokumente – das ist alles, was die 31-jährige Endah Riani retten konnte, als das Wasser kam. Die Überschwemmungen in der indonesischen Hauptstadt Jakarta haben ihr alles andere genommen. „In meiner Hütte steht das Wasser drei Meter hoch“, sagt die Hausfrau. „Es ist alles hin.“
Riani sitzt mit dem Dreijährigen unter einer notdürftig aufgespannten Plane an der Straße. Und wartet. „Hilfe haben wir noch keine bekommen. Vielleicht hat die Regierung Wichtigeres zu tun“, sagt sie. „Wir sind ja nicht die einzigen Opfer.“
Das Wasser lief zwar am Freitag im Zentrum ab, doch warnten Meteorologen vor neuen Monsunwolkenbrüchen zum Wochenende. Mindestens elf Menschen kamen nach Angaben der Behörde für Katastrophenschutz in den vergangenen Tagen infolge der Überschwemmungen ums Leben. Rund 100.000 Menschen harrten in ihren Häusern und Hütten aus, die teilweise noch unter Wasser standen, etwa 10.000 mussten flüchten.
Ausnahmezustand verhängt
„Unser Hauptaugenmerk liegt darauf, mehr Leute zu retten und weitere Todesopfer zu vermeiden“, sagte Behördensprecher Sutopo Purwo Nugroho. Die Feuerwehr war mit Schlauchbooten unterwegs, um Menschen in Sicherheit zu bringen oder wenigstens mit dem Nötigsten zu versorgen. Jakartas Gouverneur Joko Widodo verhängte den Ausnahmezustand, damit den Menschen schneller geholfen werden kann.
In dem ärmlichen Viertel im Herzen der Millionenmetropole stehen Kühlschränke und Möbel an der höher gelegenen Straße aufgereiht. Jeder versuchte zu retten, was er konnte. Kinder laufen herum und betteln jeden Vorbeifahrenden nach ein paar Rupien an.
„Vor sechs Jahren waren die letzten großen Überschwemmungen hier, seitdem war es gut. Wir wurden total überrascht“, sagt Tamimi Imran, der mit sieben anderen in einer 25-Quadratmeter-Hütte wohnte. „Das Wasser kam so schnell, wir hatten kaum Zeit, etwas in Sicherheit zu bringen.“
Zubetonierte Zehn-Millionen-Stadt
Jakarta wird jedes Jahr überschwemmt. Nach Weihnachten kommt der Monsun und bringt oft tagelang schwere Regenfälle. Die Großstadt zieht immer mehr Menschen an – mindestens zehn Millionen bis jetzt – und alles wird zubetoniert. Die Stadt liegt außerdem an der Nordküste der Insel Java weitgehend unter dem Meeresspiegel.
Ein Gouvernuer nach dem anderen verspricht, Abflusskanäle für Überschwemmungswasser zu bauen – bislang ohne Erfolg. Denn die Metropole hat zu viele dringende Probleme. In den vergangenen Jahren ging es vor allem um den völlig unzureichenden öffentlichen Verkehr. Eine U-Bahn soll her – aber auch da bleiben die Projekte bislang zwischen Behördensumpf, Partikularinteressen und korrupten Begehrlichkeiten auf der Strecke.
Meteorologen haben schon Alarm geschlagen: Es dürfte in diesem Jahr noch schlimmer kommen. „Wir erwarten bis Ende Januar noch viel schwere Regenfälle, vielleicht sogar bis Mitte Februar – alle müssen sich darauf gefasst machen“, sagte Hariyadi, ein Sprecher der Meteorologiebehörde.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach Taten in München und Aschaffenburg
Sicherheit, aber menschlich
Streit um tote Geiseln in Israel
Alle haben versagt
Soziologische Wahlforschung
Wie schwarz werden die grünen Milieus?
Nach Absage für Albanese
Die Falsche im Visier
Comeback der Linkspartei
„Bist du Jan van Aken?“
Krieg in der Ukraine
Keine Angst vor Trump und Putin