Überraschendes College-Football-Finale: Hype um die Superkröte
Das krasse Außenseiterteam der Texas Christian University steht im College-Finale und gibt etliche – auch tierische – Rätsel auf.
J a, es war ein irrwitziges Football-Spiel. Ja, nach einer einmaligen Achterbahnfahrt konnte sich der krasse Außenseiter gegen den großen Favoriten durchsetzen. Und ja, niemand hatte erwartet, dass im Endspiel am kommenden Montag nun ausgerechnet die Horned Frogs der Texas Christian University um die Meisterschaft im College-Football spielen würden.
In den USA fragt man sich nun: Wie konnte das passieren? Was zum Teufel ist ein Horned Frog? Und wo kommt plötzlich dieser Hypnotoad her, der die Gegner von TCU verhext?
Aber der Reihe nach: Dass TCU, so die Abkürzung der Privathochschule in der texanischen Metropole Fort Worth, überhaupt im Halbfinale um den College-Titel mittun durfte, das war schon eine gewaltige Sensation. Nicht nur, weil die glorreichen Zeiten lange zurückliegen: Die einzigen beiden nationalen Meisterschaften stammen aus den Dreißigerjahren des vergangenen Jahrhunderts. Auch der aktuellen Mannschaft traute kein Experte etwas zu, in den traditionellen Rankings der 25 besten Uni-Teams wurde TCU erst einmal wochenlang ignoriert. Schließlich hatte man einen neuen Coach, der anderswo noch nie einen Blumentopf gewonnen hatte, und jede Menge Spieler, die niemals ein Stipendium an einer der großen Unis bekommen hätten.
Doch es folgte eine Reihe unerwarteter Siege, einer sensationeller als der andere. Ständig drehten die Horned Frogs (Was war das noch gleich? Aber dazu später mehr …) in letzter Sekunde längst verloren geglaubte Partien, bis schließlich niemand mehr an ihnen vorbeikam und sie ins Halbfinale eingeladen wurden.
Wider aller Wettbüroprognosen
Nur, um dann dort gegen die mächtigen Michigan Wolverines antreten zu müssen, die schon elf Titel gewinnen konnten (TCU: 2) und im größten Stadion der USA stets vor mit 107.601 Fans ausverkauftem Haus spielen (TCU: allerhöchstens 45.000). Die Wettbüros in Las Vegas prognostizierten einen Sieg von Michigan mit mehr als sieben Punkten Abstand, aber es kam anders: Nach einem wilden Hin und Her gewann TCU am vergangenen Samstag 51:45 – und spielt am nächsten Montag gegen die Georgia Bulldogs um den Titel. Las Vegas sagt aktuell einen Sieg von Georgia (Titel: 3, den letzten im vergangenen Jahr; Stadionkapazität: 92.746) mit mehr als 13 Punkten voraus. Kommt das jemandem bekannt vor?
Nun aber zum wirklich wichtigen: Ein Horned Frog ist ein Hornfrosch, auch Schmuckhornfrosch genannt, deren acht verschiedene Arten in Südamerika vorkommen. Der Name, unter dem die TCU-Sportteams auflaufen, bezieht sich aber eigentlich auf den „Texas horned lizard“. Diese gehörnte texanische Eidechse ist ein erstaunliches Tier, wird zwar kaum 15 Zentimeter groß, aber kann verschiedene Farben annehmen und sich aufplustern, um nicht so einfach von Fressfeinden verspeist werden zu können.
Das offizielle Maskottchen hat in dieser Saison aber Konkurrenz bekommen. Findige Fans haben nämlich in „Futurama“, der nicht ganz so erfolgreichen TV-Serie des „Simpsons“-Machers Matt Groening, den Hypnotoad entdeckt. Diese Hypno-Kröte mit ihren bunt pulsierenden Augen hat – im krassen Gegensatz zur vor allem von Ameisen lebenden texanischen Eidechse – übernatürliche Fähigkeiten. Hypnotoad kann zwar nicht sprechen, sondern nur böse knurren, aber mit Hilfe der Hypnose andere Tiere und Menschen beherrschen.
Schon seit einigen Jahren taucht die Superkröte in Memes und Foto-Collagen auf, aber in dieser Saison hat sie nun endgültig das Internet erobert – und wenn sie auf der Anzeigetafel auftaucht, dreht das TCU-Publikum durch. Mancher macht die Cartoon-Kröte mit den sagenhaften Fähigkeiten für die unwahrscheinliche Siegesserie verantwortlich, immer wieder tauchen Spieler, Trainer und Fans auf, die T-Shirts mit der Kröte tragen.
Die allerdings sind illegal produziert, denn die Rechte für „Futurama“ und damit Hypnotoad liegen beim Disney-Konzern, der TCU auch auf Anfrage nicht erlaubte, sie für offizielles Merchandising zu verwenden. Das Finale am Montag wird also nicht nur das Gipfeltreffen zweier College-Football-Mannschaften werden, sondern auch das Schaulaufen besonders findiger Urheberrechtsverletzer.
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