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Überleben im Gaza-Streifen"Ich fahre mein Auto mit Kochöl"

Bürgerrechtler Dr. Iyad al-Sarraj über die Lebensbedingungen im Gazastreifen, das Waffenstillstandsangebot der Hamas und das Versagen der Palästinenser-Organisationen.

Lebensmittel und Treibstoff sind knapp im Gaza-Streifen. Bild: dpa

taz: Herr Dr. Sarraj, sie leben im Gazastreifen. Woran mangelt es dort am meisten?

Iyad al-Sarraj: Das akute Problem ist der Treibstoffmangel. Viele Leute können ihre Arbeitsplätze oder Krankenhäuser nicht mehr erreichen. Die UNO hat die Nahrungsmittelverteilung eingestellt. Ich bin heute mit einem Auto gefahren, das mit Kochöl angetrieben wurde. Es roch nach Falafel. So machen es andere Fahrer auch. Der Gestank ist überall. Natürlich machen sie damit ihre Autos kaputt und es verschmutzt die Luft. Die Leute fühlen sich gelähmt und erstickt, weil sie sich nicht bewegen können. Außerdem steigen die Nahrungsmittelpreise, Fleisch kostet mehr als das Doppelte, gleichzeitig haben die Leute weniger Geld.

Die israelische Regierung behauptet, dass über eine Million Liter Treibstoff auf palästinensischer Seite lagern, die die Hamas willentlich nicht verteilt.

Die Hamas hat damit nichts zu tun. Die Öllieferungen werden von den Palästinensern gestoppt, die für die Verteilung zuständig sind. Ich habe mit diesen Leuten zusammengesessen. Israel hat die Lieferungen so weit reduziert, dass die Lieferanten nicht wissen, wen sie noch versorgen sollen und wen nicht. Ihr Streik ist ein Protest gegen Israel.

Immer noch gehen die Gefechte und Angriffe zwischen Israel und der Hamas weiter. Warum gibt es noch keinen Waffenstillstand?

Die Hamas hat über die ägyptischen Vermittler Israel ein klares Angebot gemacht und gesagt, dass sie den Waffenstillstand in Gaza beginnen will, um ihn später auf das Westjordanland auszuweiten. Israel lehnt ab. Ich bezweifle, dass die israelische Regierung ein Interesse an einer Feuerpause hat. Dagegen meint es die Hamas ernst. Natürlich müsste sie cleverer sein und die Raketenangriffe einstellen, die Israel als Vorwand für die militärischen Vorstöße dienen.

Glauben Sie, dass die Hamas die extremistischen kleinen Gruppen kontrollieren kann, wie es Israel verlangt?

Davon bin ich überzeugt.

Man hat den Eindruck, dass die Hamas es darauf anlegt, die Not in Gaza zu verstärken, damit die Palästinenser erneut die Grenzen stürmen. Warum macht Ägypten die Grenzen nicht freiwillig auf?

Ägypten tut, was die USA befehlen. Die Regierung in Kairo kann sich nicht gegen das fundamentalistische Regime von Georg Bush auflehnen. Und Bush sagt wie Israel, dass mit der Hamas nicht verhandelt wird.

Halten Sie es für möglich, dass die Fatah-Regierung im Westjordanland einen Waffenstillstand zwischen Gaza und Israel unterminiert, weil sie den Erfolg der Hamas fürchtet?

Präsident Mahmud Abbas und die Fatah haben im Friedensprozess versagt, und die Hamas hat im Krieg versagt. Beide sollten ihre Strategie ändern und wieder zusammengehen. Die USA versuchen mit aller Macht, die Hamas in die Knie zu zwingen und solche Not über das Volk zu bringen, dass es sich gegen die Hamas auflehnt. Das aber wird nicht funktionieren.

INTERVIEW SUSANNE KNAUL

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1 Kommentar

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  • D
    Dimitrij

    Dieser Artikel wurde doch schon vor einer Woche veröffentlicht, wenn nicht noch später. Warum veröffentlicht man ein und dasselbe Interview zweimal, wird es so überzeugender??

     

    Der Man mag sich vielleicht in Gaza auskennen, aber eine objektive Quelle würde ich ihn nicht nennen. Fundamentalistisches Regime in Washington aber nicht in Gaza? Wie bitte?

    Die Hamas meint es mit Frieden natürlich ernst, deswegen haben sie wohl am 25. April noch verkündet, es werde nicht einmal eine Hudna geben, sondern nur eine Tachdija, eine "Beruhigung", die von jeder Aktion Israels unterbrochen werden kann, selbst wenn sich diese gar nicht gegen die Hamas und auch nicht unbedingt im Gazastreifen richtet. Wenn das ein Friedensangebot sein soll, dann wüsste ich genr wie diplomatisches Veräppeln (bleiben wir innerhalb der Zensur) aussieht.

    Alles scheitert wohl nur am bösen Willen Israels. Bloß ist unklar, was Israel eigentlich will, Frieden, daran glaubt der Mann hier nicht.