Überblick zur Corona-Pandemie: Maas plant Luftbrücke
Das Auswärtige Amt will gestrandete Deutsche aus dem Ausland zurückholen. Wegen Corona-Fällen bei VW machen die Fabriken des Autobauers dicht.
Das Auswärtige Amt hatte bereits am Sonntag generell von nicht notwendigen Reisen ins Ausland abgeraten. Jetzt hat die Bundesregierung sogar eine weltweite Reisewarnung ausgesprochen. Ein solcher Schritt erfolgt nur bei einer Gefahr für Leib und Leben. In der Corona-Krise gab es bisher nur für die chinesische Ursprungsregion des Virus eine solche Warnung.
In den vergangenen Tagen hatten zahlreiche Länder wegen der rasanten Ausbreitung des Coronavirus Grenzen dicht gemacht und Flugverbindungen gekappt. Da Deutschland inzwischen zu den Hauptrisikoländern gehört, sind deutsche Reisende besonders stark von den Einschränkungen betroffen.
Das Robert-Koch-Institut (RKI) stuft das Risiko für die deutsche Bevölkerung durch das neuartige Coronavirus inzwischen als „hoch“ ein. RKI-Präsident Lothar Wieler begründete die Änderung der Risikoeinschätzung am Dienstag in Berlin mit der großen Dynamik der Pandemie und dem starken Anstieg der Fallzahlen. Das Risiko für die Bevölkerung variiere von Region zu Region und könne regional auch „sehr hoch“ sein wie im Landkreis Heinsberg in Nordrhein-Westfalen. Bislang war die Gefährdung für die Gesundheit der Bevölkerung in Deutschland durch Corona als insgesamt „mäßig“ eingestuft worden.
VW setzt Produktion aus
In vielen Werken des VW-Konzerns wird indes die Produktion wegen der Corona-Pandemie ausgesetzt. An den allermeisten Standorten solle an diesem Freitag (20. März) die letzte Schicht laufen, hieß es am Dienstag aus dem Betriebsrat in Wolfsburg.
Welche Folgen der Schritt für die Produktion beim größten Autohersteller der Welt hat und wie lange die Maßnahme anhält, war zunächst unklar. VW-Chef Herbert Diess sagte, viele Standorte richteten sich auf zwei Wochen Unterbrechung ein. Die deutschen VW-Standorte waren nach jüngsten Angaben des Konzerns bisher nur von relativ wenigen nachgewiesenen Sars-Cov-2-Infektionen betroffen. Am vergangenen Wochenende waren Fälle im Werk Baunatal bei Kassel sowie im Stammwerk Wolfsburg bekannt geworden.
Die Zahl der Corona-Infizierten, die in den Kliniken behandelt werden müssen, könnte sich in den nächsten Tagen verdreifachen. Mit einem derartigen Anstieg rechnet die Deutsche Krankenhausgesellschaft: „Wenn wir Ende der Woche 20.000 bestätigte Infektionsfälle in Deutschland haben, müssen wir davon ausgehen, dass dann auch bis zu 1.500 Infizierte in den Krankenhäusern behandelt werden müssen“, sagte der Präsident der Krankenhausgesellschaft, Gerald Gaß. Zurzeit werden laut der Organisation rund 500 Menschen mit einer Corona-Infektion in deutschen Kliniken behandelt.
Die Krankenhäuser seien auf eine solche Zahl von Fällen vorbereitet, sagte Gaß den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Dienstag): „Das würde sie nicht überfordern.“ Um eine noch weitaus größere Zahl von Corona-Kranken behandeln zu können, erwartet die Krankenhausgesellschaft, dass die deutschen Klinken die Zahl der Intensivbetten von derzeit 28.000 in den kommenden Wochen deutlich erhöhen.
Krankenhausgesellschaft warnt vor Insolvenzen
„Es geht jetzt darum, die Kapazitäten von Tag zu Tag auszudehnen. In zwei oder drei Monaten ist es möglich, die Zahl der Betten um bis zu 20 Prozent aufzustocken – dann würden wir rund 34.000 Betten haben“, sagte Gaß den Funke-Zeitungen. Im Zuge dessen müsse auch die Zahl der Beatmungsgeräte von derzeit 20.000 Stück erhöht werden. Im Interview mit der Neuen Osnabrücker Zeitung (Dienstag) forderte Gaß einen finanziellen „Schutzschirm für alle Krankenhäuser“, damit Kliniken in der Corona-Krise nicht pleitegehen.
In den USA verschiebt der Bundesstaat Ohio wegen der Corona-Pandemie die für Dienstag anstehenden Wahlen zur Präsidentschaftskandidatur. Die Entscheidung sei unter Berufung auf einen Gesundheitsnotstand, der durch die Bedrohung durch das Coronavirus verursacht wurde, gefallen, sagt Gouverneur Mike DeWine auf Twitter. Zuvor hatte ein Gericht sich noch für die Durchführungen der Vorwahlen ausgesprochen. Ein neuer Termin steht noch aus.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!