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ÜBERRASCHENDER FRIEDENSVERTRAG ZWISCHEN ÄTHIOPIEN UND ERITREAGrenze kann wieder zum Streitfall werden

Die ersten Blauhelmsoldaten sind noch nicht einmal an der gemeinsamen Front stationiert, da haben sich Äthiopien und Eritrea schon auf einen endgültigen Friedensvertrag geeinigt. Das sagte zumindest gestern die eritreische Regierung. Von Äthiopien war dazu noch nichts zu hören. Aber das ist nicht weiter verwunderlich, denn das Land hatte sich auch in den vergangenen Wochen schweigsam gezeigt – offenbar, um bei einer Regelung mehr herauszuschlagen.

Die Meldung kam überraschend und klingt zu schön, um wahr zu sein. Beide Länder haben in den letzten zwei Jahren ihre Wirtschaft, ihre Infrastruktur und ihre Außenpolitik auf den Krieg gegeneinander ausgerichtet – dass sie sich nun fast wie aus heiterem Himmel verständigen können, erscheint frivol. Aber es zeigt auch, wie sehr dieser Krieg auf beiden Seiten aus innenpolitischen Motiven geführt wurde. Nach seinen Siegen im Mai befindet sich Äthiopien in einem Freudentaumel. Das zeigte sich auch, als die erfolgreichste afrikanische Mannschaft von den Olympischen Spielen zurückkehrte: Sie wurde in Addis Abeba von mehr als einer Million Menschen gefeiert. Das ist fast jeder dritte Hauptstädter. Die äthiopische Regierung besitzt also Rückhalt in der Bevölkerung und kann sich einen Frieden ohne Landgewinne erlauben. In Eritrea wiederum kam die Regierung innenpolitisch nach der Niederlage in Bedrängnis: Erstmals wurde öffentlich Kritik geübt. Eine Fortsetzung des Krieges schien unklug.

Also: Ende gut, alles gut? Die Details des Friedensvertrages – eine gemeinsame Grenzkommission, Austausch der Kriegsgefangenen und Kompensation für die erlittenen Kriegsschäden – stellen zwar den Vorkriegszustand wieder her. Sie gehen aber auch nicht darüber hinaus: Wieder soll über den Grenzverlauf noch verhandelt werden. Auch vor dem letzten Waffengang verhandelten Äthiopien und Eritrea darüber mehr als drei Jahre lang ergebnislos. Es ehrt beide Regierungen, dass sie das Kriegsbeil so schnell begraben haben. Bleibt nur zu hoffen, dass sie es nicht genauso schnell wieder ausgraben. PETER BÖHM

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