Uber verwirrt mit Werbung: Ein Fähnchen im Winde
Auf dem Uber-Platz hängen Fahnen auf denen „Willkommen“ in verschiedenen Sprachen steht. Es gibt jedoch bei zwei der Fahnen Fehler in der Übersetzung.
![](https://taz.de/picture/7315157/14/IMG-8215-1.jpeg)
In der Mildred-Hamack-Straße hinter dem Platz ist es schattig und ruhig, kein Mensch weit und breit. Zum Glück, möchte man meinen, so fällt die Peinlichkeit weniger auf. An der Rückseite des UCI-Kinos hat Uber zur Werbung für den recht neuen Uber-Platz Fahnen aufgehängt, die in mehreren Sprachen sagen: Bienvenidos, Velkommen, Bem-vindo, Welcome, Willkommen. Zwei Fahnen stechen heraus: Eine verkündet „Recibimiento“, was wie Bienvenidos ebenfalls Spanisch ist, aber laut Online-Übersetzer „Empfang“ bedeutet. Die siebte Fahne verkündet „Karşılama“ – was aber auch nicht „Willkommen“, sondern wieder „Empfang“ heißt, diesmal auf Türkisch.
Das alles wirft Fragen auf. Warum zweimal Spanisch, aber kein Arabisch, Russisch, Ukrainisch, Polnisch oder Französisch? Und vor allem: Wie kann es sein, dass Uber in einer Stadt wie Berlin, wo die türkische Community seit über sechs Jahrzehnten fest verankert ist, mit schlechtem Türkisch punkten will? Eine Stadt, in der jeder vierte Einwohner eine Migrationsgeschichte hat, und in der die türkische Kultur zum Alltag gehört. Hat der Weltkonzern, der auf seiner Webseite wortreich damit wirbt, Vielfalt in seiner Unternehmenskultur zu pflegen, keine Mitarbeiter, die wissen, dass Willkommen auf Türkisch Hoşgeldiniz heißt?
Die Pressestelle von Uber erklärt auf taz-Anfrage, man habe die Wortauswahl „sorgfältig geprüft und „Karşılama“ als adäquates Äquivalent zum deutschen „Willkommen“ ausgewählt, da es eben diese Wortbedeutung trägt und auch so von vielen anderen gebraucht wird“.
„Karşılama“ heißt Empfang und nicht Willkommen
Das sehen viele anders, in den sozialen Netzwerken gibt es Empörung. Ezhel, ein bekannter türkischer Rapper aus Ankara, der in Berlin lebt, spricht von Respektlosigkeit. „Neben dem alltäglichen Rassismus, den viele von uns erleben, ist dieser Fehler besonders enttäuschend“, schreibt er auf Instagram. Der Kommentar sticht heraus, weil er nicht nur von einem sprachlichen Fauxpas spricht, sondern davon, dass dieser kleine Fehler Teil eines größeren Problems ist. Es ist die Ignoranz gegenüber einer Kultur, die allzu oft als „anders“ abgestempelt wird, obwohl sie seit Generationen Teil dieser Gesellschaft ist. Andere Stimmen auf Instagram pflichten ihm bei: „Seit 60 Jahren sind wir hier und ihr kriegt es nicht hin, ein einziges Wort richtig zu übersetzen? Integriert ihr euch doch mal!“, schreibt ein User.
Vielleicht hatte Uber gute Absichten, aber in einer Welt, in der Übersetzungstools nur einen Klick entfernt sind, ist es schwer, diesen Fehler als reinen Zufall abzutun. Der Verdacht auf Ignoranz liegt nahe. Worte haben Bedeutung, gerade Begrüßungsworte sind oft der erste Schritt zu einer Annäherung. Wenn dieser Schritt gleich stolpert, was sagt das über die Absicht?
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