USA schmeißen Kolumbien raus: Bang Boom Bang
Mit drei Knallern aus der Distanz gewinnen die USA gegen Kolumbien. Damit ist klar: Schweden und die USA kommen ins Viertelfinale, Kolumbien und Nordkorea sind raus.
BERLIN taz | Die USA dominieren ihr zweites Gruppenspiel gegen Kolumbien von Anfang bis Ende, siegen mit 3:0 und spielen am Mittwoch gegen Schweden um den Gruppensieg. Für die sehr junge Mannschaft von Trainer Ricardo Rozo hingegen erweist sich die WM-Bühne auch beim zweiten Auftritt als zu groß – sie scheidet nach der Vorrunde aus.
Das erste Aufeinandertreffen dieser zweier Teams überhaupt wurde das erwartet ungleiche Duell. Auf der einen Seite die sehr erfahrene Elf aus dem „Mutterland des Frauenfußballs“, zweifacher Weltmeister und amtierender Olympiasieger. Auf der anderen die zweitjüngste Turniermannschaft, die zum ersten Mal bei einer WM dabei ist und in deren Heimat der Frauenfußball noch in den Kinderschuhen steckt.
Und das zeigte sich von der ersten Minute an. Die von der schwedischen Trainerin Pia Sundhage auf einer Position veränderten US-Amerikanerinnen (Lori Lindsey ersetzte Shannon Boxx im zentralen Mittelfeld) agierten gleich zielstrebig und druckvoll, mit großer physischer Präsenz und klaren Spielzügen. Folgerichtig ergaben sich sogleich die ersten guten Chancen, aber Superstar Abby Wambach (7.) und dreimal Amy Rodriguez (3./7./10.) verpassten die frühe Führung.
USA - Kolumbien 3:0 (1:0)
USA: Solo - Krieger, Rampone, Buehler, LePeilbet (56. Cox) - O'Reilly (62. Heath), Lloyd, Lindsey, Cheney - Wambach, Rodriguez (46. Rapinoe)
Kolumbien: Sepúlveda - Arias, Peduzine, Gaitan, Montaño - Ospina, Domínguez, Salazar (55. Rincón), Rodallega - Usme (53. Velasquez), Castro
Schiedsrichterin: Damkova (Tschechien)
Zuschauer: 25 475 (ausverkauft)
Tore: 1:0 O'Reilly (12.), 2:0 Rapinoe (50.), 3:0 Lloyd (57.)
Gelbe Karten: Wambach / -
Beste Spielerinnen: Lindsey, Rodriguez, O'Reilly / Sepúlveda
Viel länger mussten die Zuschauer in der ausverkauften Arena in Sinsheim dann aber auch nicht auf den ersten Treffer warten. Und was für einer! Heather O'Reilly jagte den Ball aus 25 Metern in den Winkel – ein Traumtor (13.).
Weiter ging es mit dem schnellen, direkten Fußball der Amerikanerinnen, oft über die Außen, um dann bei hohen Flanken die bestehenden Größenvorteile auszunutzen. Immer wieder setzte sich die im ersten Durchgang überragende O'Reilly in Szene, mehrfach nach Zuspielen von Carli Lloyd, die das Spiel gekonnt aus der Mitte in die Breite zog und mit öffnenden Pässen glänzte.
Kolumbien drohte überrollt zu werden. Die von Trainer Ricardo Rozo im Verlgeich zum Spiel gegen Schweden auf vier Positionen veränderten „Cafeteras“ (unter anderem zunächst auf der Bank: Jungstar Yoreli Rincón) versuchten zwar, ab und an nach vorne zu spielen, aber sie kamen kaum dazu, zu groß war die Überlegenheit der US-Girls. War der Ball einmal in den Reihen der Südamerikanerinnen, so wurde die ballführende Spielerin sofort aggressiv gedoppelt und schwupps war das Spielgerät wieder in beim Gegner.
Man konnte den Eindruck gewinnen, es spielten Mädchen gegen Frauen, so frappierend die Leistungsunterschiede. Und so war es durchaus verblüffend, dass es nach 45 Minuten nur 1:0 stand.
Gleich nach Wiederanpfiff wurde diese Irritation von der für die glücklose Amy Rodriguez eingewechselten Megan Rapinoe beseitigt. Nach schönem Zuspiel von Lauren Cheney knallte sie den Ball aus knapp 16 Metern unter die Latte, schnappte sich das Mikrofon an der Eckfahne und sang „Born in the USA“ (50.).
„Fernschüsse! Hoch! Aufs! Tor!“, das in etwa muss die Halbzeitansprache von Pia Sundhage gewesen sein. Ein probates Mittel, gerade in Anbetracht der nur 1,65 Meter großen Sandra Sepulveda im Tor Kolumbiens. Der nächste Beweis folgte kurze Zeit später, als Carli Lloyd mit einem weitern Fernschusstor für die endgültige Entscheidung in diesem einseitigen Spiel sorgte – diesmal begünstigt durch einen krassen Fehler von Sandra Sepulveda (57.).
Die Messe war gelesen, Kolumbien hatte nicht viel zuzusetzen, auch die eingewechselte Yoreli Rincón konnte keine Akzente mehr setzen und reihte sich ein in die Garde der staunenden Beobachterinnen. Eine Lehrstunde, in der die Kolumbianerinnen nur allzu selten durch schöne Steilpässe in die Spitze den Hauch von Gefahr provozieren konnten.
Nur eine war noch nicht zufrieden: Abby Wambach. Der US-Stürmerstar erspielte sich Chance um Chance, schaffte es aber nicht den Ball im Tor unterzubringen. Sie wird es verschmerzen können nach diesem überzeugenden Auftritt ihrer Elf, die mit Nachdruck ihre Ambitionen auf den Titel formuliert.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste