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USA planen Banken-SteuerWall Street soll zurückzahlen

US-Präsident Barack Obama wird wohl eine Sondersteuer auf Bankengewinne einführen. Großbritannien und Frankreich verfolgen ähnliche Ideen.

Das Casino läuft wieder: Börse in New York. Bild: dpa

Schon früher hat der US-amerikanische Präsident Barack Obama die Finanzwirtschaft attackiert und die Wall-Street-Banker als einen "Haufen Bonzen" abgekanzelt. Nun will er ernst machen. Die Steuerzahler müssten "die Staatshilfen für die Kreditinstitute vollständig wiedererhalten", ließ Obama am Montag verbreiten. Ein neuer Gesetzentwurf soll dem Rechnung tragen, Details wurden nicht genannt. Die New York Times berichtete, am wahrscheinlichsten sei, dass Obama eine Sondersteuer auf Bankengewinne plane - eine Alternative zu der in Großbritannien und Frankreich geplanten Bonusabgabe.

Das Geld soll helfen, das Staatsdefizit zu verringern, das mit 1,4 Billionen US-Dollar (rund 933 Milliarden Euro) so hoch ist wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr. Deshalb könnte die Steuer schon im Februar konkret werden, wenn die Regierung den neuen Etat vorlegt.

Die US-Regierung geht davon aus, dass von den 700 Milliarden US-Dollar, mit denen sie die Banken seit Beginn der Krise über ihren Hilfsfonds unterstützt hat, mindestens 120 Milliarden verloren sind. Diese Summe will sie nun wieder hereinholen. Schließlich steuern Großbanken wie Goldman Sachs auf Rekordergebnisse zu. Davon sollen bislang vor allem ihre Mitarbeiter profitieren: Bis zu 140 Milliarden Dollar wollen allein die 23 größten Finanzinstitute der USA nach bisherigen Plänen an Gehältern und Boni ausschütten, 10 Milliarden mehr als im bisherigen Rekordjahr 2007. Das sind rund 143.400 Dollar pro Banker. Bei Goldman Sachs soll im Schnitt jeder der rund 29.000 Mitarbeiter 743.112 US-Dollar erhalten.

In der Bevölkerung brodelt es deshalb. Sie will nicht für eine Krise zahlen, die andere verursacht haben - die auch noch dafür belohnt werden. Im Sommer letzten Jahres warnte Goldman-Sachs-Chef Lloyd Blankfein seine Manager vor einem allzu luxuriösen Lebensstil, der Neid schüren könne. Im Dezember berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg, führende Mitarbeiter der Bank deckten sich mit "Handfeuerwaffen zur Selbstverteidigung" ein. Obamas wiederholter Angriff auf die Wall Street ist auch eine Reaktion auf die angespannte Stimmung.

Auch andere Länder versuchen derzeit, die Banken an der Refinanzierung ihrer Haushalte zu beteiligen. So planen Großbritannien und Frankreich eine einmalige Sonderabgabe auf Banker-Boni: Alle Extravergütungen über 27.500 Euro müssen von den Arbeitgebern, also Banken, mit 50 Prozent versteuert werden. Der britische Premier Gordon Brown und der französische Präsident Nicolas Sarkozy wollen die Steuer zum Bestandteil eines "globalen Pakts" zur Bankenregulierung machen und auf die Agenda des G-20-Treffens der Finanzminister im März setzen.

Der britische Finanzminister Alistair Darling rechnet mit Mehreinnahmen von umgerechnet rund 557 Millionen Euro. Seine Pariser Kollegin Christine Lagarde geht davon aus, dass die Steuer dem französischen Fiskus um die 360 Millionen Euro einbringen wird. Allerdings will sie den Banken drei Viertel des Geldes praktisch zurückgeben: Nur 90 Millionen Euro sollen dem Haushalt zugutekommen, der große Rest soll in das Sicherungssystem für Bankkunden fließen. Die EU-Länder haben sich darauf geeinigt, die Summe, bis zu der Sparguthaben über die nationalen Einlagensicherungsfonds garantiert sind, auf einheitlich 100.000 Euro zu erweitern. In Frankreich entspricht das einem Plus von 30.000 Euro pro Kunde. Eigentlich finanzieren die Banken den Fonds. Wenn Lagarde nun die Einnahmen aus der Sondersteuer hierzu verwendet, ist dies eine erneute Subventionierung - wohl ein Ergebnis heftiger Lobbyarbeit gegen die Abgabe.

Auch in Großbritannien haben die Finanzinstitute die Steuer zumindest offiziell noch nicht akzeptiert. Angeblich prüft Goldman Sachs, ob sie einen Teil ihrer Geschäfte von London in andere Länder verlagert. Experten gehen jedoch davon aus, dass sich die Proteste beruhigen, zumal die Steuer zunächst nur für die diesjährige Bonussaison gelten soll - und die Verträge nicht ohne weiteres auf andere Niederlassungen umgeschrieben werden können. Allerdings: Für eine rein symbolische Protestaktion aber ist der Finanzplatz City zu wichtig.

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8 Kommentare

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  • NP
    nurmalsojedacht peter

    mein vorschlag wär ne hübsche steuerprogression auf bankengewinne und zusätzlich eine besteuerung von boni, die von der individuellen einkommenshöhe abhängig ist. ungefähr so" wer mehr als den dreifachen durchschnittlichen monatsverdienst als boni erhält zahlt auf die boni eine strafsteuer von x-100%, gleichzeitig ne hohe progression auf einkommen über 50.000 euro.

    dann bleiben individuelle leistungsanreize gewahrt, aber jeder kann sich ausrechnen dass besonders riskantes und rücksichtsloses zocken bestraft wird. banken werden ebenfalls eher versuchen einen optimalen gewinn zu erreichen und sich vielleicht mal wieder auf die "realwirtschaft" konzentrieren, da die gewinne des investmentbankings sich nicht mehr lohnen, wenn sie wegversteuert werden und die risiken bleiben.

     

    nurmalsojedacht.

  • Q
    qwert

    eine einmalige abgabe ist doch ein tropfen auf den heissen stein!

     

    AUGENWISCHEREI!

     

    bankgeschäfte müssen an sich strikter versteuert werden!

     

    VORALLEM SOLLTEN IN DEUTSCHLAND MAL BÖRSEN UND AKTIENGEWINNE ÜBERHAUPT VERSTEUERT WERDEN.

     

     

    man stelle sich doch mal vor:

    fast 8ß% des gesamt umgesetzten vermögens wird in der finanzdienstleistung getätigt, die zum grössten teil überhaupt nicht besteuert wird!

     

    und da fragt man sich wieso jedes jahr zuwenig geld in den kassen ist?!

  • U
    UweRietmöller

    Verstanden, MarkusB.

    Das Verbrechen der Nazis war also, Hartz4 und Nachmittagssendung und jammern in Verbindung zu bringen.

    Hm, seltsam. Glaubte ich doch, dass da noch ein paare andere Sachen vorgefallen sind.

  • M
    MarkusB

    @uwerietmöller

    Alleine das Wort Hartz4 und Nachmittagssendung und jammern in Verbindung zu bringen zeugt von Propaganda feinster Art und Weise, oder tiefster Ahnungslosigkeit. Wenn Leute wie Sie sich mal mit dem Finanz und Kreditgeschäft beschäftigen würden dann fällt Ihnen auf das dieses System IMMER kollabieren MUSS. Wer dann die Zeche zahlt ist auch klar. Wenn man sich allerdings verdummen lässt von Oberflächlichem Theater und gängige Parolen nachquatscht wird man da enden wo man 1945 angefangen hat. Schönen Tag noch.

  • S
    sub

    vic hat recht, cow bones hat recht und uwerietmöller hat sich verlaufen, vertan, verkalkuliert oder hoffentlich bloß versprochen..

  • V
    vic

    Banker Boni.

    "In der Bevölkerung (der USA) brodelt es deshalb."

    Das ist das Problem, in der BRD brodelt nichts.

  • CB
    Cow Bones

    VERSTAAAAAATLICHEN!!!!

  • U
    UweRietmöller

    Blödsinn!

    Sozialneid gehört genauso wenig in die Wirtschaftspolitik wie Kollektivstrafen. Es gibt nichts einzuwenden gegen enorme Gewinne. Das Profitstreben ist der Lebenssaft des Kapitalismus. Das Profitstreben schafft Wohlstand für alle, schafft paradiesische Zustände, in denen die Sozialhilfeempfänger in der Nachmittags-Talk-Show jammern dass Ihnen das Geld für die Reparatur der Geschirrspülmaschine fehlt.

    Wer´s nicht glaubt, der sehe sich um in den Ländern, in denen es keine Kapitalisten gibt.

    Welche?

    Ja, genau jene, die vom Radarschirm der medialen Aufmerksamkeit verschwunden sind. Oder kann sich jemand erinnern, wann er den letzten Bericht über Malawi, Tschad, Niger & Co. gelesen oder gesehen hat?

    Eben!.

    .

    Was not tut ist nicht mehr - sondern weniger Staat.

    Denn genauso wie Wirtschaftsförderung mit der Gießkanne (woher kommen eigentlich die Fördermittel?) mehr schadet als nutzt, so schädlich ist die Gewinnabschöpfung mit der Sense.

    .

    Deutschland hat in den letzten beiden Jahren den Banken ungefähr 1.000.000.000.000€ zugeschoben.

    Und genau da liegt die Krux!

    Die Katastrophe ist nicht, dass dieser oder jener Profit macht. Die Katastrophe ist, dass die Gerissensten diese Gewinne auf Kosten der Gemeinschaft machen.

    Ein Unding, wenn schlechtes Wirtschaften mit Steuermitteln belohnt wird. Ein Unding, wenn „Verantwortung“ im Vokabular der politischen Entscheider nicht mehr vorkommt.

    .

    Die Wirtschaft muss laufen. Wer tüchtig ist (oder einfach Glück hat), der soll ruhig ordentlich verdienen. Das heißt aber auch im Umkehrschluss, dass die Versager gefälligst die Verluste selbst zu schultern haben – und nicht die Gemeinschaft, auch nicht „die Banker“.

    Und das heißt auch, dass die hochbezahlten „persönlich haftenden Gesellschafter“ endlich wieder haften müssen!