USA glauben an Atomverschwörung: Verschärfter Konflikt mit Nordkorea
Die US-Regierung beschuldigt Nordkorea, Syrien beim Bau eines Atomreaktors geholfen zu haben, der nicht für "friedliche Zwecke" bestimmt gewesen sei.
WASHINGTON/WIEN/DAMSKUS dpa Die US-Regierung hat Nordkorea vorgeworfen, Syrien beim Bau eines Atomreaktors geholfen zu haben. "Wir sind aufgrund verschiedener Informationen davon überzeugt, dass Nordkorea Syriens geheime Nuklearaktivitäten unterstützte", sagte die Sprecherin des Weißen Hauses, Dana Perino. Die Anlage, die im vergangenen September vermutlich durch einen israelischen Luftangriff zerstört wurde, habe das Ziel der Plutoniumproduktion gehabt. Man habe "gute Gründe", davon auszugehen, dass der Reaktor "nicht zu friedlichen Zielen bestimmt war". Die Angelegenheit sei Grund für "große internationale Beunruhigung".
Der Generaldirektor der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA, Mohammed el Baradei, reagierte mit ungewöhnlich scharfer Kritik an der Informationspolitik der USA. "Der Generaldirektor verurteilt die Tatsache, dass diese Information der Agentur (IAEA) nicht rechtzeitig übermittelt wurde", hieß es in einer am Freitag veröffentlichten Erklärung der Behörde in Wien. Dadurch sei die Arbeit der IAEA behindert worden. Die Atombehörde werde die Informationen "mit der Ernsthaftigkeit überprüfen, die sie verdient". Israel warf er vor, durch den Angriff auf den Reaktor die Arbeit der IAEA behindert zu haben.
Syrien reagierte mit dem Vorwurf, die USA seien an dem Angriff im vergangenen September beteiligt gewesen. Die staatliche Nachrichtenagentur SANA sprach am Freitag von einer "Kampagne" Washingtons gegen Damaskus. "Diese Kampagne der US-Regierung zielt hauptsächlich darauf ab, den amerikanischen Kongress und die Öffentlichkeit in die Irre zu führen, um durch falsche Anschuldigungen den israelischen Angriff auf Syrien im vergangenen September zu rechtfertigen, an dessen Durchführung die US-Regierung offensichtlich beteiligt war."
Die Regierung in Washington hatte Kongress-Mitgliedern hinter verschlossenen Türen Geheimdienstmaterial vorgelegt. Es handelte sich nach Angaben von US-Medien unter anderem um Satellitenaufnahmen und um Videobilder aus dem Inneren der Atomeinrichtung. Auf den Bildern seien Nordkoreaner zu sehen. Außerdem zeige das Video, dass die Anlage weitgehend dem Atomreaktor im nordkoreanischen Yongbyon gleiche.
Allerdings berichtete die New York Times am Freitag, zwei hohe Geheimdienstbeamte hätten Zweifel an der Darstellung der Regierung geäußert. Sie hätten lediglich "geringes Vertrauen" gegenüber der These, wonach Syrien Atombomben bauen wollte. Der syrische Botschafter in Washington, Imad Moustapha, widersprach energisch, dass es sich bei der zerstörten Anlage um einen Nuklearreaktor gehandelt habe. Es sei ein "leeres Militärgebäude" gewesen, sagte er in einem Interview des US-Fernsehsenders CNN.
Perino sagte: "Wir sind seit langer Zeit ernsthaft besorgt über das nordkoreanische Atomwaffenprogramm und seine Weitergabe. Nordkoreas geheime nukleare Zusammenarbeit mit Syrien ist ein gefährliches Zeichen dieser Aktivitäten." Syrien und Nordkorea müssten ihre gesamten Atompläne offenlegen. Zugleich verstärke dies auch die Sorge über das iranische Atomprogramm, meinte Perino.
Sie betonte, Washington werde im Rahmen der Sechs-Länder-Gespräche (zwischen den USA, Russland, China, Japan sowie Nord- und Südkorea) alles tun, um das Ende des nordkoreanischen Atomprogramms zu überwachen. Die USA und ihre Partner warten nach wie vor darauf, dass Pjöngjang vereinbarungsgemäß alle seine Nuklearprojekte offenlegt, darunter auch die Atomhilfe für andere Länder.
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