US-geführter Vorstoß gegen Islamisten: Pakistan unter Druck
Den Drohungen des afghanischen Präsidenten Karsai folgten am Wochenende Taten: Kampfhubschrauber der US-geführten Truppen drangen nach Pakistan ein.
DELHI taz Es hat nicht lange gedauert, bis auf die Drohung des afghanischen Präsidenten Hamid Karsai, Afghanistan werde islamistische Fanatiker auch in Pakistan bekämpfen, Taten folgten: Bereits am Sonntagabend drangen zwei Hubschrauber der US-geführten Truppen in Pakistans Region Landi Kotal im Nordwesten des Landes ein und versetzten die Menschen in Panik.
Die US-Hubschrauber seien tief in pakistanisches Gebiet eingedrungen und hätten rund zehn Minuten über der Grenzregion gekreist, berichtete die pakistanische Tageszeitung Dawn in ihrer Montagsausgabe. Es war das erste Mal, dass Hubschrauber der US-geführten Truppen in diese Region eindrangen.
Auch berichteten Anwohner, bereits seit dem US-geführten Angriff auf einen pakistanischen Grenzposten vom Mittwoch, bei dem elf Soldaten starben, kreisten Aufklärungsflugzeuge über der Region. Auch über den Stammesregionen Nord- und Südwaziristan seien zahlreiche Aufklärungsflüge beobachtet worden. Die Drohkulisse gegen die neue Regierung in Islamabad nimmt immer mehr Formen an.
Die Vorlage für Karsais Äußerungen hatte Ende der vergangenen Woche US-Verteidigungsminister Robert Gates gelegt. Er kritisierte bei einem Treffen der Nato-Verteidigungsminister in Brüssel die Friedensgespräche, die Pakistans neue Regierung mit den Stammes- und Islamistenmilizen aufgenommen hat. Gates sagte, die USA wollten der Regierung in Islamabad Zeit geben, "um sich selbst ein Bild von der Lage" zu machen.
"Es ist das Land der Pakistaner, und wir müssen ihnen die Chance geben, zu versuchen, in der Weise damit fertig zu werden, die sie selbst für richtig halten." Doch die USA würden "da sein", falls die neue Regierung entscheide, dass sie "mehr tun können und müssen".
Wegen der Äußerungen Karsais wurde am Montag der afghanische Botschafter in Islamabad in das Außenamt einbestellt. "Es wurde starker Protest eingelegt wegen der Aussage von Präsident Karsai", sagte Außenamtssprecher Mohammad Sadiq dem Fernsehsender Geo TV.
Unterdessen erklärten pakistanische Analysten, der afghanische Präsident habe nur wiederholt, was US-Vertreter seit längerer Zeit fordern: US-geführte Militäroperationen in Pakistan. Die afghanische Armee könne nicht unabhängig von USA und Nato handeln, sagte Rustam Shah Mohmand, ehemaliger pakistanischer Botschafter in Kabul.
SASCHA ZASTIRAL
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