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US-Republikaner Santorum wirft hinGestatten, Obama – Mitt Romney

Der republikanische Präsidentschaftsanwärter Rick Santorum hat seine Kandidatur zurückgezogen. Somit heißt es nun Romney gegen Obama. Und der schießt sich auf seinen Gegner ein.

Rick Santorums Abgang macht den Weg frei für seinen bisherigen Konkurrenten Mitt Romney. Bild: reuters

WASHINGTON taz/dpa | Nach dem Rückzug Rick Santorums aus dem Rennen um die Präsidentschaftskandidatur der US-Republikaner ist die Schlacht ums Weiße Haus eröffnet. Bereits kurz nach der Abschiedsrede des Ex-Senators fuhr Amtsinhaber Barack Obama am Dienstag schweres Geschütz gegen seinen wahrscheinlichen Herausforderer auf. „Je mehr die Amerikaner von Mitt Romney sehen, desto weniger mögen sie ihn und desto weniger vertrauen sie ihm“, heißt es in einer von Obamas Wahlkampfteam an Unterstützer verschickten E-Mail. Darin wurde Romney auch bezichtigt, sich die Präsidentschaft mit negativer Wahlwerbung erkaufen zu wollen.

Bei einem Auftritt in Palm Beach Gardens (Florida) erklärte Obama, dass im Wahlkampf zwei völlig unterschiedliche politische „Visionen“ aufeinanderträfen. Bei der Wahl im November gebe es wahrscheinlich den größten Kontrast zwischen den Kandidaten seit fast fünf Jahrzehnten, sagte er, ohne Romney beim Namen zu nennen.

Obama nutzte seine Reise nach Florida am Dienstag vor allem, um für seine Steuerpläne zu werben, die einen Mindestsatz für Millionäre von 30 Prozent vorsehen. Diese nach dem Multimilliardär Warren Buffet benannten Regel solle zu mehr sozialer Gerechtigkeit führen. Derzeit führen viele Einkommensmillionäre einen deutlich geringeren Prozentsatz ab – Romney, der Obamas Steuerpläne ablehnt, kam im vergangenen Jahr selbst lediglich auf 14 Prozent. Buffet kritisierte öffentlich, unter anderem wegen der Begünstigung von Investitionserträgen einen geringeren Satz zahlen zu müssen als etwa seine Sekretärin.

Vorwahl-Schlappe zuvor gekommen

Der 53-jährige Ex-Senator Santorum hatte seinen Ausstieg aus der republikanischen Präsidentschaftskampagne am Dienstag in Gettysburg erklärt. Zwei Wochen vor den Vorwahlen in seinem eigenen Bundesstaat Pennsylvania gab Santorium auf. Vermutlich kam er einer weiteren Vorwahl-Schlappe zuvor. Selbst die günstigsten Prognosen sahen ihn allenfalls als knappen Sieger in Pennsylvania.

Ohne eine Niederlage in Pennsylvania kann Santorum nun erhobenen Hauptes seine Karriere vorbereiten. Er kokettiert längst mit einer künftigen Präsidentschaftskandidatur. In den vergangenen Tagen hat er sich vielfach auf Ronald Reagan berufen, der nach Niederlagen gegen „moderate“ Republikaner in den 70er Jahren ein Comeback als US-Präsident in den 80er Jahren hatte.

Der nächste mögliche Bewerbungstermin für Santorum ist das Jahr 2016. Dann ist er 57 – immer noch jünger, als die drei Republikaner, die sich jetzt noch im Rennen sind. Noch Ende letzten Jahres hätte kaum jemand Santorum eine Chance im Wahlkampf gegeben. Der Ex-Senator aus Pennsylvania galt als zu katholisch, als zu wertkonservativ, als zu provinziell. Zudem war er außerhalb seines Bundesstaates nur Insidern bekannt.

Doch wider alle Erwartungen traf der Enkel eines aus Italien eingewanderten Bergwerkarbeiters den Nerv der rechten Basis und wurde zum Überraschungstar der Kampagne. Er verstand es, sowohl Mais-Bauern in Iowa, als auch Evangelikale Christen in den Südstaaten mitzureissen. Bei seinen Auftritten sprach er jene Themen an, die in der tiefen Provinz ankommen: Er verteidigte die traditionelle Ehe und die Gottesfurcht, er kämpfte für das Verfassungsrecht auf Waffentragen und er sprach für ein bis an die Zähne bewaffnetes, wehrhaftes Land im Rest der Welt. Unter anderem kritisierte er den US-Truppenrückzug nach acht Kriegsjahren im Irak als „verfrüht“. Mit solchen Leitmotiven, mit harter Kritik sowohl an Romney als auch an Präsident Obama und mit leidenschaftlichen Reden eroberte Santorum die Stimmen der Tea-Party-Bewegung. Jener hoch motivierten Basismitglieder, die in den vergangenen Jahren die republikanische Partei aufgemischt und nach rechts getrieben haben.

„Es war eine Liebesgeschichte"

Santorums Erfolge in diesem Vorwahlkampf begannen in Iowa, dem ersten „Caucus“ dieses Jahres. In dem ersten Bundesstaat, in dem sich die republikanische Basis am 3. Januar aussprach, gewann er einen hauchdünnen – und erst beim neuerlichen Nachzählen der Stimmen festgestellten Sieg. Später folgten zehn weitere Bundesstaaten. Santorum wurde die Nummer zwei der republikanischen Kampagne. Doch in den vergangenen Wochen, nachdem die Parteispitze sich auf Romney festgelegt hatte, verbuchte er eine Niederlage nach der anderen. Sein Aufrücken auf den ersten Platz der republikanischen Rivalen wurde immer unwahrscheinlicher.

„Es war eine Liebesgeschichte für mich“, beschrieb Santorum am Dienstag seinen Wahlkampf. Und kündigte an, dass er „weiter kämpfen“ werde.

Für die republikanische Partei markiert Santorums Ausstieg das Ende einer ungewöhnlich langen und scharfen Auseinandersetzung in den eigenen Reihen. In den kommenden Wochen will die Partei versuchen, ihre Wunden zu heilen, um sich anschließend auf Präsident Obama zu konzentrieren. Der nunmehr konkurrenzlose Kandidat Romney bedachte den scheidenden Santorum, der ihn oft und heftig attackiert hat, mit einem Lob auf einen „fähigen und wertvollen Konkurrenten“.

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1 Kommentar

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  • W
    womue

    Warum wird jemand wie Santorum, der von sich selbst behauptet, er glaube nicht an die Evolution, in deutschen Medien verharmlosend als "Erzkonservativer" bezeichnet? In anderen Zusammenhängen nennen wir solche Leute doch Fundamentalisten. Ich persöhnlich halte so jemanden sogar für einen gefährlichen Idiot. Es spricht für die Amerikaner, daß sie dem keine Chance geben.