US-Regierung hilft mit 300 Milliarden: Neue Finanzspritze für Citigroup
Washington gewährt der Großbank 306 Milliarden US-Dollar Garantien und übernimmt für 20 Milliarden weitere Anteile. Dafür muss diese strenge Auflagen befolgen.
Zum zweiten Mal muss die US-Regierung die Großbank Citigroup retten. Sie übernimmt für 20 Milliarden US-Dollar weitere Anteile der schwer angeschlagenen Bank, zusätzlich zu den Aktien für 25 Milliarden, die bereits nach einem ersten Rettungsschritt Mitte Oktober im Staatsbesitz sind. Außerdem gibt die Regierung Garantien für faule Kredite im Volumen von bis zu 306 Milliarden Dollar.
Den Rettungsplan beschlossen US-Finanzminister Henry Paulson und Notenbankpräsident Ben Bernanke am Wochenende. Dabei war auch der Präsident der Zentralbank von New York, Timothy Geithner, der wahrscheinlich Finanzminister unter dem künftigen US-Präsidenten Barack Obama wird. Man ergreife damit "die nötigen Maßnahmen, um das Finanzsystem zu stärken, die US-Steuerzahler und die US-Wirtschaft zu schützen", hieß es in einer Erklärung.
Die bis 2007 größte Bank der Welt hat jetzt schon vier Quartale in Folge mit Verlusten abgeschlossen - zusammen sind das 20 Milliarden Dollar. In der vergangenen Woche stürzte der Kurs der Aktie um rund 60 Prozent ab - auf nur mehr 3,77 Dollar am Freitag. Bis zum Ausbruch der Finanzkrise im Sommer 2007 hatte das Papier noch bei über 50 Dollar notiert. Das Bankmanagement hat vor einer Woche angekündigt, 53.000 Stellen zu streichen. Zuvor waren bereits mehrere Töchter verkauft worden, unter anderem auch die Citibank in Deutschland an die französische Bank Crédit Mutuel. Am Freitagabend waren die Citigroup-Manager dann bei der Regierung vorstellig geworden, um selbst einen Rettungsplan vorzulegen.
Nach der Vereinbarung über die Ausfallgarantien muss die Citigroup nun die ersten 29 Milliarden Dollar Verluste aus riskanten Krediten und Hypothekenpapieren selbst übernehmen. Erst danach übernimmt die Regierung 90 Prozent der Verluste und die Citigroup noch 10 Prozent.
Die Staatshilfe ist mit klaren Auflagen verbunden: Pro Quartal dürfen an die Aktionäre nur Dividenden von maximal 1 Cent pro Aktie ausgeschüttet werden statt gegenwärtig 16 Cent. Außerdem werden die Einkommen der Bankmanager einschließlich ihrer Bonuszahlen begrenzt. Zudem gab die Regierung der Citigroup auf, in die Klemme geratenen Hausbesitzern zu helfen. Durch entsprechende Änderungen der Hypothekenbedingungen sollen sie dafür sorgen, dass Zwangsversteigerungen verhindert werden.
Die US-Regierung hofft, mit diesem Schritt nicht nur den wackelnden Bankgiganten zu stützen, sondern das Vertrauen in die Finanzmärkte insgesamt zu stärken. Diesseits des Atlantiks jedenfalls zeigte sich schon Wirkung: In Frankfurt legten die Aktienkurse der Banken am Montag zu. Auch sonst tendierten die Kurse fest, was nicht zuletzt eine Folge von Medienberichten ist, denen zufolge der künftige US-Präsident ein Konjunkturpaket von bis zu 700 Milliarden Dollar plane. Auch in den USA zog im vorbörslichen Handel gestern früh die Citigroup-Aktie wieder deutlich an, auf fast 6 Dollar.
Die US-Nachrichtenagentur Bloomberg zitierte einen Londoner Banker mit den Worten: "Die Quasi-Verstaatlichung der Citigroup ist Musik in den Ohren des Marktes." Doch ein Schweizer Fondsmanager schränkte ein, die Tatsache, dass die neuerliche Rettung überhaupt nötig war, "zeigt, dass das Vertrauen nach wie vor fehlt". Die New York Times kommentierte trocken, dass die Märkte bisher auf jede Rettungsmaßnahme der US-Regierung positiv reagiert hätten. Doch jedes Mal habe sich der Ausblick gleich wieder verdüstert, und die Hoffnung auf Stabilität sei wieder zerstört worden. (mit Agenturen)
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