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US-PräsidentschaftswahlkampfRomney überflügelt Obama

Der Herausforderer von Obama legt nach der Fernsehdebatte in Umfragen zu. Außenpolitisch will Romney aggressiver als sein Gegner sein – und Waffen nach Syrien senden.

Will Waffen zu den syrischen Rebellen schicken: Der republikanische Präsidentschaftskandidat Mitt Romney. Bild: reuters

WASHINGTON dpa | Vier Wochen vor der US-Wahl muss Präsident Barack Obama um seinen lange Zeit sicher geglaubten Vorsprung fürchten. Der republikanische Bewerber Mitt Romney zog in einer nationalen Wählerbefragung am demokratischen Amtsinhaber vorbei.

Bei den Wählern, die voraussichtlich ihre Stimme abgeben werden, kam Romney in einer am Montag (Ortszeit) veröffentlichten Umfrage des Pew Research Center auf 49 Prozent. Für Obama würden 45 Prozent der Befragten stimmen. In der Vorwoche hatte Obama beim ersten TV-Rededuell der beiden Kandidaten nach Ansicht vieler Kommentatoren überraschend unmotiviert gewirkt und Romney das Feld überlassen.

Auch andere Umfrageinstitute, wie zum Beispiel Gallup, verzeichnen wachsenden Zuspruch für Romney. Allerdings sind die Umfragewerte derart knapp, dass die Abstände zwischen den beiden Kandidaten im Bereich des statistischen Irrtums liegen. Alles deutet darauf hin, dass es am 6. November ein extrem spannendes Rennen geben dürfte.

Waffen für syrische Rebellen

Der Republikaner Romney nimmt zunehmend die als zu zögerlich kritisierte Außenpolitik Obamas ins Visier. In einer außenpolitischen Grundsatzrede forderte Romney mehr Druck auf den Iran und bekräftigte den globalen Führungsanspruch der USA. „Das 21. Jahrhundert kann und muss ein amerikanisches Jahrhundert sein“, sagte Romney. Der in der Außenpolitik bislang wenig erfahrene Republikaner sprach sich energisch gegen Einsparungen im US-Militärhaushalt aus. Präsident Obama habe in der Außenpolitik versagt.

Romney warb auch für eine stärkere Bewaffnung syrischer Rebellen. Die USA müssten gemeinsam mit ihren Partnern sicherstellen, dass die demokratische Opposition notwendige Waffen erhalte, um gegen die militärische Übermacht von Machthaber Baschar al-Assad vorzugehen. Die Rebellen müssten „die Waffen bekommen, die sie brauchen“, um die Assad-Truppen zu besiegen, sagte er vor dem Virginia Military Institute in Lexington. Allerdings forderte Romney nicht, dass die USA selbst Waffen liefern sollten.

An diesem Donnerstag (11. 10.) findet die einzige Debatte der Bewerber für das Amt des Vize-Präsidenten, Joe Biden (Demokraten) und Paul Ryan (Republikaner), statt. Das zweite von insgesamt drei Rededuellen der beiden Präsidentschaftskandidaten ist für den kommenden Dienstag (16. 10.) geplant.

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6 Kommentare

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  • GF
    Gerda F.

    Aggression ist schon lange "in Mode" und die Menschen scheinen das zu mögen - nicht nur in den USA.

    Es doch eine anerkannte psychologische Erkenntnis, Ermahnung und Warnung, daß Aggressivität keine gute Eigenschaft ist und zur Lösung von Krisen nichts beiträgt.

     

    Erstaunlich ist die Bereitschaft, dem aggressiven und rumgiftenden Republikaner Mitt Romney begeistert zuzuhören und ihm zu glauben, daß durch den Demokraten (!) Barack Obama die Freiheit und Sicherheit in den USA bedroht ist und der Untergang der USA bevorsteht!

     

    Welch ein Irrsinn!

     

    Nun, ich werde neugierig und gespannt das heutige "Duell", wenn es denn ein solches werden soll, über BBC World verfolgen und mich mit meiner eigenen Beurteilung nicht zurückhalten.

  • P
    Pontifex_Solis

    Auch wenn ich ja von Obama bereits mehr als genug habe,

    aber außenpolitisch - und nichts anderes sollte uns an den Amerikanern wirklich interessieren - wäre Mitt Romney eine Katastrophe.

    Erst laut diversen Interviews Russland immer noch als "geopolitischen Feind Nr.1" bezeichnen und jetzt auch noch die von den Golfstaaten finanzierten "Freiheitskämpfer" in Syrien unterstützen.

    Denken Amerikaner eigentlich nie nach bevor sie irgendwem Waffen liefern?

  • IN
    Ihr NameHerbert

    jedes volk kriegt den mächtigen den es wählt,

    wenn die amis jetzt den romney brauchen,

    wohl bekomms!

  • SD
    Stimme der Demokratie

    Frechheit, die Deutschen hat er nicht gefragt, ob er beliebter werden darf als es der Messias-Präsi ist.

  • J
    Jörn

    Obama hat die Aussenpolitik von Bush fortgesetzt. Im Gegensatz zu Bush zerschlägt er dabei jedoch nicht so viel politisches Geschirr. Er setzt sich nicht so offen gegen internationales Recht hinweg, sondern sucht sich entweder seine Vasallen auf diplomatischen Wege oder verordnet eine strikte Geheimhaltung - wie z.B. seine Terrordrohnen.

    Die USA unterstützen die Rebellen in Syrien bereits massiv. Wo Romney hier anders handeln würde, bleibt unklar. Obama vermeidet es jedoch sich öffentlich mit Gruppen gemein zu machen, die Bombenanschläge durchführen, Andersgläubige lynchen und im nächsten Konflikt "Tod den USA" skandieren. Romney besitzt kein diplomatisches Fingerspitzengefühl - und eine Mehrheit der US Bürger scheinen grossspurige Worte diesem vorzuziehen.

  • N
    Nina

    Mitt Romney steht für Neoliberalismus gleich Kapitalismus pur un dum jeden Preis, Menschen sind für ihn nichts anderes als "Kanonenfutter".

    Im Grund ist es ihm schnurzegal, was in Syrien passiert; aber Syrien ist ein weiteres Sprungbrett - neben Israel- zu den Ölfeldern und somit zu noch mehr wirtschaftlicher Macht.

     

    Der Ausspruch, dass das 21. Jahrhundert ein amerikanisches werden muss, sagt schon alles.

     

    Ich hoffe für die Welt, dass Romney diese Wahl nicht gewinnt, denn sonst wir die Verlierer.