US-Kinomarkt: Wanda goes to Hollywood

Die Angst vor dem Ausverkauf an die Asiaten wächst: Ein chinesischer Mischkonzern übernimmt eine US-Kinokette und wird damit zum größten Kino-Betreiber der Welt.

Vorstellung ausverkauft? Dalian Wanda wird weltweit zum größten Kinobetreiber. Bild: dapd

PEKING taz | Bislang war Dalian Wanda lediglich Chinas Nummer eins. Nun aber hat sich der Unterhaltungskonzern auch an die Weltspitze geschoben. Das Unternehmen aus der nordostchinesischen Stadt Dalian übernimmt die US-Kinokette AMC Entertainment und wird damit zum größten Kinobetreiber der Welt. Für den Kauf zahlt Wanda 2,6 Milliarden Dollar. Es handelt sich um die bislang größte Firmenübernahme eines chinesischen Konzerns in den Vereinigten Staaten.

„Die Übernahme macht aus Wanda einen wirklich globalen Kinokonzern“, verkündete Firmenchef Wang Jianlin stolz. In China betreibt Wanda bereits 86 Kinos mit 730 Sälen. Zudem besitzt der chinesische Mischkonzern Luxushotels und Einkaufszentren, ist im Tourismusgeschäft aktiv und produziert auch eigene Filme. AMC ist mit seinen 346 Multiplexkinos und rund 18.500 Beschäftigten der zweitgrößte Kinobetreiber der USA. Im vergangenen Jahr zählte AMC insgesamt 200 Millionen Besucher.

Bislang gehörte die Kette einer Reihe prominenter Investmentgesellschaften wie Bain Capital und Carlyle. Nach den USA und Japan zählt China bereits weltweit die meisten Kinogänger. Doch während der US-Kinomarkt kaum noch Zuwachs verzeichnet, wächst das Geschäft in der Volksrepublik rasant – allein 2011 um 29 Prozent. Derzeit gibt es im Land etwa 6.300 Kinosäle, bis 2015 sollen es 20.000 werden.

Ausverkauf an China?

In den Vereinigten Staaten schürt der Verkauf eines so großen Konzerns die Angst vor einem Ausverkauf an China. Der Kauf der Computersparte von IBM durch den Computerhersteller Lenovo war die bislang prominenteste Übernahme.

Chinesische Investoren nutzen derzeit die Wirtschaftskrise, um in den USA auf Shoppingtour zu gehen. Amerikanische Unternehmen würden sich derzeit Interessenten aus Fernost geradezu aufdrängen, sagt Wang Ran, Chef von China eCapital, einer Pekinger Investmentbank. Am Montag hatte der chinesische Internethandelskonzern Alibaba beim einstigen Onlinepionier Yahoo einen Großteil seiner eigenen Aktien zurückgekauft.

Die Furcht der Amerikaner auch vor politischem Einfluss ist nicht unbegründet. Wanda-Gründer Wang Jianlin war 17 Jahre beim Militär, bevor er mit Immobilien ein Vermögen machte. Bis heute verfügt er über beste Regierungskontakte. Die chinesische Regierung wiederum will mit ihrer sogenannten Soft-Power-Strategie das Image Chinas aufbessern. Dazu pumpt sie derzeit Milliarden in die Kulturindustrie.

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