US-Bürger in Russland verurteilt: 16 Jahre Haft für Paul Whelan
Ein Ex-US-Marine, der 2018 in Moskau verhaftet wurde, ist wegen Spionage zu 16 Jahren Lagerhaft verurteilt worden. Er beteuert seine Unschuld.
![Paul Whelan steht im Gerichtssaal eines Moskauer Gerichts und hört sein Urtei Paul Whelan steht im Gerichtssaal eines Moskauer Gerichts und hört sein Urtei](https://taz.de/picture/4204970/14/25402502-1.jpeg)
Whelan hielt vor der Urteilsverkündung im Moskauer Stadtgericht ein Blatt Papier mit der Aufschrift „Scheinprozess!“ in die Luft. Das Gerichtsverfahren sei „schmutzige russische Politik“, sagte er. Er bat US-Präsident Donald Trump sowie die Regierungen Kanadas, Irlands und Großbritanniens, sich für ihn einzusetzen. Whelan besitzt neben der US-Staatsbürgerschaft auch die kanadische, irische und britische Nationalität.
Er soll mutmaßlich Staatsgeheimnisse überreicht bekommen haben. Nach Angaben seines Anwalts wurde Whelan Opfer eines Hinterhalts: Er habe damals, als er sich als Hochzeitsgast von Freunden in Moskau befand, von einem Bekannten einen USB-Stick erhalten und geglaubt, es befänden sich Urlaubsfotos auf dem Speichermedium. Der ehemalige US-Soldat, der aus der Marine unehrenhaft entlassen worden war, leitete zu dem Zeitpunkt die Sicherheitsabteilung eines US-Autozulieferers.
Botschafter Sullivan sagte vor Reportern im Gericht, er sei „enttäuscht“ und „wütend“. Whelan sei verurteilt worden, „ohne Beweise vorzulegen“. Nach dem bisherigen Verlauf des Verfahrens sei er jedoch über das Urteil „nicht überrascht“. Die USA fordern die Freilassung des 50-Jährigen.
Vorbereitung eines Gefangenenaustauschs?
Der Fall wurde unter Ausschluss der Öffentlichkeit vor einem Moskauer Gericht verhandelt. Die US-Botschaft bezeichnete den Geheim-Prozess als eine „Verspottung der Gerechtigkeit“. Die Staatsanwaltschaft hatte 18 Jahre Haft gefordert.
Whelans Familie hatte bereits vor der Urteilsverkündung gesagt, dass sie von einem Schuldspruch ausgehe. Der Bruder des Verurteilten sagte nach dem Urteil, die Familie wolle weiter für dessen Freilassung kämpfen und verurteile das „politisch motivierte“ Urteil.
Der Fall hat Spekulationen befeuert, beide Länder könnten sich auf einen Gefangenenaustausch vorbereiten. In den USA wird der russische Pilot Konstantin Jaroschenko wegen mutmaßlichen Drogenschmuggels festgehalten.
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