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US-BOMBARDEMENTS ZEIGEN: ES GIBT KEINEN FRIEDEN IN AFGHANISTANKrieg bleibt Krieg

Das Abwerfen von Bomben bezeichnet man gemeinhin als Krieg – aber nicht immer. Anfang dieser Woche etwa beschossen US-Kampfflugzeuge erneut Orte im Osten Afghanistans. Auch vier Monate nach den ersten Angriffen auf das Land sollten so aus mehreren tausend Metern Höhe Terroristen am Boden gejagt werden. Trotzdem spricht kaum noch jemand von einem Krieg in Afghanistan. Fast zur gleichen Zeit wurde mal wieder der Irak angegriffen. US-Kampfflugzeuge bombardierten die von den Vereinigten Staaten und Großbritannien eigenmächtig erklärte Flugverbotszone, weil sie dort irakische Flugabwehrstellungen vermuteten. Solche Bombardements sind längst zur Routine geworden – von einem Krieg im Irak aber sprechen wir seit zehn Jahren nicht mehr.

Wären die Bomben, die in den letzten Monaten auf Afghanistan abgeworfen wurden, innerhalb einer Woche gefallen – jeder würde noch von einem Krieg in sprechen. Gleiches gilt für den Irak: Wären die Angriffe innerhalb weniger Monate geflogen worden, anstatt sie über zehn Jahre zu strecken – kaum jemand würde sich dagegen sträuben, dieses Handeln als Krieg zu bezeichnen. Sind es die grünstichigen TV-Bilder von Flugabwehrfeuer auf CNN, die für uns zu einem anständigen Krige einfach dazugehören? Oder müssten sich die Einsatzplaner der US-Bombardements zumindest an einen Tagesrhythmus halten, um von uns als kriegsführende Partei anerkannt zu werden?

Unser Begriff vom Krieg ist geprägt von Konzepten aus vergangenen Jahrhunderten. Je schneller sich die Kriegstechnologie entwickelt, je häufiger die Strategien wechseln, desto ferner von der Realität wird unsere Vorstellung davon, was Krieg ist. Natürlich schicken mit Hightech-Waffen ausgestattete Streitkräfte der wohlhabenden Industriestaaten heute keine Massenheere mehr in die Schlacht, um anschließend andere Länder zu besetzen. Diese Art der Kriegsführung gibt es nicht mehr. Friedlicher geworden ist die Welt dadurch nicht. Deshalb sollte man nicht zögern, organisierte Gewalt in ihren mannigfaltigen Formen auch weiterhin als Krieg zu benennen. ERIC CHAUVISTRÉ

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