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UNTERM STRICH

Berlin, seine Nazis und seine Prinzen: Friedrich Karl von Preußen, Nachfahr des Erbauers von Schloß Klein Glienicke, hat die dort befindliche Kunstsammlung in einem gerichtlichen Vergleich der Stadt Berlin für 680.000 Mark verkauft (verkaufen müssen, ergänzen wir im Geiste. Wir sind alle Republikaner geworden, der linken Utopien verlustig, dem Staate dankbar für seine Hegelsche Versöhnung allezeit & immerdar). Der Friederich hatte 1939 die Schloßanlage samt Sammlung an „die damalige Reichshauptstadt Berlin“, wie 'dpa‘ fein formuliert, verkauft. 1986 forderte er seinen früheren Besitz zurück und ging vor Gericht. Der Bundesgerichtshof entschied, daß Schloß und Park Berliner Eigentum bleiben, die Kunstsammlung allerdings dem Prinzen gehöre. Herausragende Einzelstücke dieser Sammlung sind die berühmten Säulentrommeln des griechischen Poseidon-Tempels von Kap Sunion und ein Kolossaltorso, der vermutlich den römischen Kaiser Tiberius darstellt. Die Schloßparkanlage ist Teil der Berlin-Potsdamer Kulturlandschaft, die als Kulturdenkmal unter den Schutz der Vereinten Nationen gestellt wurde.

So what: Schon vor der Unterzeichnung des Staatsvertrages über ihre Vereinigung wollen die Akademien der Künste Ost und West weiterhin „praktisch zusammenarbeiten“. Das unterstrichen ihre Präsidenten Heiner Müller und Walter Jens am Donnerstag abend bei einer gemeinsamen Lesung in Potsdam. Vorbehalte gegen die Vereinigung machte parteilicherseits vor allem die Berliner CDU geltend. Ein Hearing dort sei nahezu zum Tribunal geraten, so Jens. Offen sei auch noch das Procedere für die Wiederaufnahme nach der Vereinigungsentscheidung ausgetretener Mitglieder... usw. usw. Wir ersparen Ihnen den Rest.

Streik goes Museum: das Deutsche Historische Museum im Berliner Zeughaus Unter den Linden hat gestern die Ausstellung Streik — Realität und Mythos eröffnet. Anlaß ist die Erwerbung des großformatigen Salongemäldes Streik von Robert Koehler (1886). Es zeigt vor dem Hintergrund einer Industrielandschaft wütende Arbeiter, die sich vor dem Hause des Fabrikdirektors versammeln. Mit zeitgenössischen Bildern und Flugschriften wird die Entwicklung des Streikwesens seit dem 18. Jh. nachgezeichnet, einschließlich der Niederschlagung durch Polizei und Militär. Zudem wird das Streikrecht mit Gesetzestexten und Zeitungsausschnitten als Bestandteil der Sozialverfassung der Bundesrepublik dokumentiert. Zur Ausstellung (bis 28.7.) ist ein Katalog erschienen.

Something strange: Die Literatur von Minderheiten in den USA steht im Mittelpunkt eines Freiburger Treffens mit rund zehn amerikanischen Autoren. Die am Donnerstag eröffnete dreitägige Veranstaltung „Home Abroad —Abroad Home“ ist Teil der zum 500. Jahrestag der Entdeckung Amerikas veranstalteten Reihe „Spotlight USA“. Eingeladen waren Clarl Blaise, Raymond Federman, Diane Glancy, Maxine Hong Kingston, Bharati Mukherjee, Simon Ortiz, Jayne Anne und J. J. Phillipps und Ismael Reed.

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