UNO zieht aus Syrien ab: Bis auf Weiteres abwesend
Der UNO ist es in Syrien zu gefährlich und zieht ab. Der syrische Außenamtssprecher hat seinen Posten aufgegeben. Die NATO berät über Raketenstationierung.
BEIRUT/ ANKARA/ BRÜSSEL dapd/afp | Wegen Sicherheitsbedenken ziehen die Vereinten Nationen alle nicht unbedingt notwendigen Mitarbeiter aus Syrien ab. Bis zu einem Viertel der 100 Mitarbeiter, die für mehrere UN-Sonderorganisationen arbeiten, könnten bis zum Ende der Woche ausreisen, sagte der humanitäre Koordinator der UN für die Region, Radhouane Nouicer, am Montag.
„Die Sicherheitssituation ist äußerst schwierig geworden, auch in Damaskus.“ Die UNO werde „ihre Missionen im Land bis auf Weiteres aussetzen“, sagte UN-Sprecher Martin Nesirky am Montag am Sitz der UNO in New York. Zudem sollen alle Reisen der restlichen UN-Mitarbeiter außerhalb von Damaskus eingestellt werden. Sie sollen die Hauptstadt nur in Notfällen verlassen dürfen.
Die Ankündigung erfolgt wenige Tage, nachdem zwei UN-Konvois auf der Straße zwischen der zuletzt heftig umkämpften Hauptstadt Damaskus und dem internationalen Flughafen von Schüssen getroffen worden waren. Dabei wurden zwei österreichische Blauhelmsoldaten verletzt.
Indessen hat nach Angaben von Aktivisten der Sprecher des syrischen Außenministeriums, Dschihad Makdissi, seinen Posten aufgegeben und sich mit seiner Familie nach London abgesetzt. Er sei vom Umfeld von Präsident Baschar al-Assad „zum Rücktritt gedrängt worden, aber nicht vom Präsidenten selbst“, sagte der Chef der oppositionsnahen Beobachtungsstelle für Menschenrechte, Rami Abdel Rahman, am Montag. Die Assad-Entourage habe Makdissi seine häufige Präsenz in ausländischen Fernsehsendern „geneidet“.
Dagegen berichtete der Sender Al-Manar der libanesischen Hisbollah-Miliz, die der syrischen Regierung nahesteht, Makdissi habe offizielle „Erklärungen improvisiert“ und sei deshalb seines Amtes enthoben worden.
Dm Dienstag kommen die NATO-Außenminister zu einem zweitägigen Treffen in Brüssel zusammen, um über den Konflikt in Syrien zu beraten. Diplomaten zufolge ist am ersten Tag mit einem Beschluss über die Stationierung von Patriot-Raketenabwehrsystemen im türkischen Grenzgebiet zu Syrien zu rechnen. Stimmt im Anschluss auch der Bundestag zu, wird sich aller Voraussicht nach auch die Bundeswehr an dem Einsatz beteiligen. Die Türkei hatte die Stationierung der Systeme beantragt, um mögliche Raketenangriffe aus dem Unruheland Syrien abwehren zu können. Auf der Tagesordnung des Treffens stehen zudem Beratungen über den NATO-Einsatz in Afghanistan.
Leser*innenkommentare
Ant-iPod
Gast
@Stimme:
In dem Punkt haben Sie absolut Recht und ich denke, es sollte den Arabern zu denken geben, dass Baschar schon weitaus mehr Syrer auf dem Gewissen hat, als die Israelis in vier Kriegen.
Dabei ist die umfassende Zerstörung von Infrastruktur, Staats- und Privatvermögen sowie staatlicher Ordnung noch gar nicht mit berücksichtigt.
Ich kann nur hoffen, dass die Opposition bald die Macht übernimmt und dass sie ihre Hoffnung auf demokratischen Wandel auch umsetzt - auch wenn ich weis, dass dies nicht am Tag 1 nach Baschar gleich alles geschehen wird.
Mit der Demokratie wird aber die ewige Ausrede der Führung wegfallen, dass Israel am fehlenden Wohlstand der Araber schuld sei...
Sicher ist der Palästina-Konflikt ein schwerwiegendes Problem, aber Israel ist wahrlich nicht schuld daran, dass Despoten wie Baschar Al-Assad ihre Länder und Völker auspressen und die Masse der Menschen in relativer Armut leben lassen.
Stimme der Demokratie
Gast
Syrien sieht zurzeit so aus wie sich die Lügenberichte aus dem Gaza-Streifen anhören. Nur interessiert es niemanden, da man es nicht den Israelis anlasten kann. Sorry, Folks, das Morden geht weiter.