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UNO: Nato vergiftet Kosovo

Umweltorganisation Unep stellt erhebliche Kontamination an Einschlagstellen von Uran-Munition fest. SPD-Abgeordneter Scheer beklagt „Verharmlosung“ durch Bundesregierung

GENF/BERLIN taz/dpa ■ Angesichts der Krebserkrankungen bei Soldaten nach Balkan-Einsätzen wächst in Europa die Sorge über einen möglichen Zusammenhang mit uranhaltiger Munition. Aber auch in den ehemaligen Krisengebieten gibt es Befürchtungen wegen des „Balkan-Syndroms“. Die UN-Umweltorganisation Unep warnte am Freitag vor dem Aufenthalt an Detonationsorten von Uran-Munition. In einem Zwischenbericht, der der taz vorliegt, erklärt die Unep, an acht von elf untersuchten Einschlagstellen der Uran-Munition eine erhebliche radioaktive Kontamination festgestellt zu haben. Es wurden nicht nur Ansammlungen von Uranstaub gefunden, sondern auch „zahlreiche Teile“ von nicht explodierter Munition. Der Unep-Untersuchung lag eine von der Nato übergebene Karte zugrunde, die 112 Einschlagstellen von Urangeschossen nachweist. Laut Unep sind die elf untersuchten Stellen „repräsentativ für die insgesamt 112 Einschlagstellen“. Mit dem Zwischenbericht widerspricht die Unep dem US-Verteidigungsministerium, wonach im Kosovo keine Spuren von abgereichertem Uran nachzuweisen seien.

Trotz dieser Untersuchung und einer Forderung der EU-Kommission, die Uran-Munition aus dem Verkehr zu ziehen, hat sich die Bundesregierung noch nicht offiziell auf eine Position zum Einsatz von Urangeschossen festgelegt. Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums erklärte, es gebe keine Hinweise auf Erkrankungen deutscher Balkansoldaten durch Uran. Demgegenüber warf der SPD-Abgeordnete Hermann Scheer der Bundesregierung eine „Verharmlosung“ des so genannten Balkan-Syndroms vor. In einem Interview mit der taz forderte er die Regierung auf, bei den Untersuchungen „mindestens die gleichen Maßnahmen einzuleiten, zu denen andere europäische Regierungen gegriffen haben“. Scheer verlangte weiter, dass in allen vermuteten Zielgebieten auch die Zivilisten untersucht werden müssten. Grüne Abgeordnete forderten ein Verbot von Uran-Munition. Die Organisation der Internationalen Ärzte gegen den Atomkrieg bot allen Balkansoldaten der Bundeswehr an, sich kostenlos und umfassend untersuchen zu lassen. Der stellvertretende Vorsitzende der Strahlenkommission der Bundesregierung, Wolfgang Köhnlein, erklärte, die Strahlung könne nicht durch die Haut, aber durch die Luft, über die Nahrung und das Trinkwasser in den Körper gelangen. Dies werde von der Nato verschwiegen. azu

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