: UNO-Hilfe am Wendepunkt
■ UNO-Hochkommissarin für das Flüchtlingswesen, Ogata, fordert politische Lösungen in Bosnien
Genf (dpa/taz) – Die humanitäre Hilfe für Ex-Jugoslawien ist nach Auffassung der UNO-Hochkomissarin für das Flüchtlingswesen, Sadako Ogata, „an einem Wendepunkt angelangt“. „Die Humanität kann sich der Welle des Elends nicht länger entgegenstemmen“, sagte Frau Ogata am Freitag bei einer Konferenz von über 50 Staaten und Organisationen. Ihrer Meinung nach ist es jetzt höchste Zeit für politische Lösungen.
Frau Ogata gab die Zahl der Flüchtlinge in Jugoslawien mit 3,1 Millionen an, wovon allein in Bosnien-Herzegowina 1,7 Millionen durch den Winter gebracht werden müßten. Die Hochkommissarin kritisierte die Behinderung der humanitären Hilfsaktionen durch die drei Kriegsparteien. Das Flüchtlingshilfswerk verfüge jetzt über 317 Lastwagen mit einer Ladekapazität von 3.553 Tonnen. Trotz großzügiger Spenden der Geberländer seien bis Ende März 1993 noch 55,6 Millionen Dollar erforderlich.
Enttäuscht zeigte sich Frau Ogata darüber, daß bisher für die insgesamt 10.273 registrierten Gefangenen in vorwiegend serbischen Internierungslagern Bosniens nur 5.309 Plätze im Ausland zur Verfügung gestellt worden sind. Sie appellierte angesichts der sich verschlimmernden Lage außerdem an die Regierungen, mehr Flüchtlinge vorübergehend aufzunehmen und die Visa-Bestimmungen zu vereinfachen.
Ein wichtiges Thema bei dem Treffen war auch die Idee sogenannter sicherer Zonen für die Flüchtlinge. Sie würden den internationalen Organisationen die Betreuung der Vertriebenen erleichtern. Andererseits würde damit der sogenannten ethnischen Säuberung durch die Serben Vorschub geleistet. Aus diesem Grund stehen die Ko-Vorsitzenden der Genfer Jugoslawien-Konferenz, Cyrus Vance und Lord Owen, diesem Konzept mit Vorbehalten gegenüber.
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