UN-Zwischenkonferenz in Bonn startet: Kleiner Klimagipfel zofft ums Geld
In Bonn beginnt das Vortreffen zur großen UN-Konferenz gegen die Erderhitzung. Es geht um die Finanzierung von Klimahilfen für den globalen Süden.
Es sei klar, dass die Klimaschutzmaßnahmen in einem viel, viel schnelleren Tempo erfolgen müssten, mahnte UN-Klimachef Simon Stiell zum Auftakt. Trotz Fortschritten steuere die Welt auf 2,7 Grad Erwärmung zu. „Wir können es uns absolut nicht leisten, in den nächsten zehn Tagen zu stolpern.“ Erstmals seit 15 Jahren wird einer der umstrittensten Bereiche der Klimapolitik neu diskutiert: die Frage, wie hoch die Summe an Klimahilfen ist, die nach 2025 von den Industrieländern für ärmere Staaten zusammenkommt.
Das vergangene Ziel von 100 Milliarden US-Dollar Klimahilfen pro Jahr wurde nur mit Verspätung erreicht. Schon 2009 wurde beschlossen, dass die Industrieländer ärmere Staaten jedes Jahr mit Milliardenhilfen unterstützen sollen. Das Ziel wurde 2015 im Pariser Klimaabkommen bekräftigt und bis 2025 verlängert.
Ein neues Finanzziel ab 2026 müsse deutlich höher ausfallen, forderte der Vorsitzende der Gruppe der am wenigsten entwickelten Länder, Evans Njewa aus Malawi: „Da die Auswirkungen des Klimawandels jedes Jahr zunehmen, können wir die Notwendigkeit für verstärkte Finanzhilfe nicht genug betonen. Nur so können wir den CO2-Ausstoß verringern, uns an den Klimawandel anpassen und die dadurch verursachten Verluste und Schäden ausgleichen.“
Umsetzung der Beschlüsse von Dubai
Die Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch betonte, in Fachkreisen sei unbestritten, dass die bisherige Summe nur einen kleinen Teil des tatsächlich benötigten Bedarfs abdeckt. Die Verhandlungsparteien hätten sich ihren Beobachtungen zufolge im bisherigen Prozess jedoch bislang kaum bewegt. „Die Zeit drängt. In Bonn müssen die Länder sich annähern und mögliche Zielkorridore aufzeigen“, sagte Germanwatch-Expertin Bertha Argueta.
Auf der Agenda in Bonn stehen auch Gespräche über neue nationale Klimapläne der Länder (sogenannte Nationally determined contributions, NDC). Diese müssen die Staaten laut Pariser Klimaabkommen bis Frühjahr 2025 fertigstellen.
Mit Spannung erwartet wird auch, wie Staaten die Beschlüsse der jüngsten Weltklimakonferenz in Dubai umsetzen wollen, zum Beispiel zu Schäden und Verlusten durch die Klimakrise und zur sozial gerechten Transformation weltweit.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
Vorsicht mit psychopathologischen Deutungen
US-Interessen in Grönland
Trump mal wieder auf Einkaufstour
Insolventer Flugtaxi-Entwickler
Lilium findet doch noch Käufer
Lohneinbußen für Volkswagen-Manager
Der Witz des VW-Vorstands
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Slowakischer Regierungschef bei Putin im Kreml
Mangelnde Wirtschaftlichkeit
Pumpspeicher kommt doch nicht