UN-Mitarbeiter in Kabul getötet: Taliban bombardieren UN-Gästehaus
Bei einem Anschlag in Kabul kamen mindestens 9 Menschen ums Leben. Die Taliban sprechen vom Auftakt einer "Kampagne" gegen die Stichwahl um das afghanische Präsidentenamt.
KABUL dpa | Zehn Tage vor der Stichwahl um das Präsidentenamt in Afghanistan haben die Taliban bei einem Angriff in der Hauptstadt Kabul sechs ausländische UN-Mitarbeiter und drei Afghanen getötet. Der Sprecher der UN-Mission in Afghanistan (UNAMA), Aleem Siddique, sagte, weitere UN-Mitarbeiter seien bei dem Sturm auf ein UN-Gästehaus in der Innenstadt verletzt worden. Angaben zur Nationalität der Opfer machte er zunächst nicht.
Laut Taliban-Sprecher Sabiullah Mudschahid sei der Angriff Auftakt der "Kampagne" der Aufständischen gegen die Stichwahl am 7. November gewesen. Die Opfer beim Sturm auf das UN-Gästehaus hätten bei der Vorbereitung der Wahl am 7. November mitgeholfen. Die Aufständischen hatten alle Afghanen und Ausländer davor gewarnt, dass sie dadurch zum Ziel würden. Die Vereinten Nationen unterstützen die Wahlvorbereitungen maßgeblich. Nach Angaben der Polizei beschossen die Taliban zudem das einzige Fünf- Sterne Hotel des Landes, das Serena-Hotel in Kabul, mit Raketen.
Präsident Hamid Karsai verurteilte den Angriff und ordnete die Sicherheitskräfte an, den Schutz ausländischer Einrichtungen zu verschärfen. Die Taliban bekannten sich auch zu dem Raketenangriff auf das Serena-Hotel, bei dem es nach Polizeiangaben keine Opfer gab. Sayedsada sagte, eine Rakete sei im Hotel eingeschlagen, eine weitere davor. Im Januar 2008 hatte ein Selbstmordkommando der Taliban das Luxushotel angegriffen und mehrere Menschen getötet. Die Sicherheitsmaßnahmen waren danach dramatisch verschärft worden.
Bereits vor der ersten Runde der Präsidentschafswahl am 20. August hatten die Taliban ihre Angriffe in Kabul und in anderen Landesteilen verschärft. Der Wahltag selber war der Tag mit den meisten Angriffen und Anschlägen seit Beginn des internationalen Engagements in Afghanistan vor gut acht Jahren. Die Abstimmung war von Wahlbetrug überschattet worden. Nach Abzug gefälschter Stimmen hatte Karsai die absolute Mehrheit knapp verfehlt. Der Amtsinhaber muss sich daher am 7. November einer Stichwahl mit seinem wichtigsten Herausforderer, dem früheren Außenminister Abdullah Abbdullah, stellen.
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