U21-Europameisterschaft: Siegen für die Siegermentalität
Die deutschen Fußball-Junioren sollen beim heute beginnenden Turnier in Schweden den früheren Schreckensruf der Deutschen wiederherstellen.
Wer den Worten von Matthias Sammer und Horst Hrubesch lauscht, der gewinnt schnell den Eindruck, dass sich der deutsche Fußball einem historischen Moment nähert. Vergangenheit und Gegenwart sollen zu einer glorreichen Zukunft verschmelzen, "wir wollen unseren Gegnern wieder ein bekanntes Gefühl vermitteln", sagt DFB-Sportdirektor Sammer. Immer wenn die Nationalmannschaft spielt, soll die Welt spüren: "Diese Deutschen sind einfach nicht zu bezwingen, weil sie eine super Mentalität haben", meint Sammer. Am heutigen Abend in Göteborg startet die U21 des Deutschen Fußball-Bundes gegen Spanien ins EM-Turnier (20.45 Uhr live im ZDF), und eine der zentralen Aufgaben des Teams dort wird sein, die einstmals so gefürchtete deutsche Unbezwingbarkeit zu reanimieren.
Hrubesch, dem eisenharten Kopfballungeheuer der 80er-Jahre, gefällt dieser Ansatz. "Man kann den Fußball nicht neu erfinden", sagt der Trainer, der noch nie als Erneuerer galt. Die A-Nationalmannschaft ist Vize-Europameister, sie war 2002 Vizeweltmeister, 2006 WM-Dritter, sie hat zuletzt immer wieder richtig guten, ja zeitgemäßen Fußball gespielt, nur Titel hat Deutschland in dieser Epoche nicht gewonnen. Die legendäre Aura des ewigen Siegers, vor der der Rest der Welt sich mit einer Mischung aus Respekt und Unbehagen verneigte, ist irgendwie abhandengekommen. Sammer und Hrubesch wollen nun Altes und Neues zusammenführen, am besten schon in Schweden. "Wir haben die Persönlichkeitsentwicklung jahrelang vernachlässigt, erst seit zwei, drei Jahren schaffen wir wieder Strukturen mit einem klaren Hierarchiedenken in den Jugendmannschaften", referiert Sammer. Der Sportdirektor plant, wieder echte Führungsspieler auszubilden, und er will die Siegermentalität des Nachwuchses ausprägen. In der Vergangenheit wollte man im Jugendbereich "eine Entwicklung unabhängig vom Ergebnis erreichen", erläutert der ehemalige Mittelfeldspieler, der Deutschland zum Europameister-Titel 1996 führte. Große Erfolge seien unerlässlich für diese Ausbildung, sagt er.
Der Ansatz trägt bereits erste Früchte. 2008 ist die U19 Europameister geworden, die U17 gewann den kontinentalen Titel im Mai dieses Jahres, nun soll mit der U21 das wichtigste Nachwuchsteam folgen. Die Voraussetzungen dafür sind tatsächlich gut wie lange nicht. Defensive und Mittelfeld sind mit reichlich international erfahrenen Spielern bestückt, Mesut Özil, Gonzalo Castro, Andreas Beck, Marko Marin und Manuel Neuer gehören gar dem Kader der A-Nationalmannschaft an. "Jetzt müssen wir nur sehen, dass wir eine homogene und gut aufeinander abgestimmte Mannschaft auf den Platz schicken", sagt Hrubesch.
Das ist allerdings zuletzt nur selten gelungen. In der Qualifikation benötigte das Team viel Glück, erst ein Tor durch Benedikt Höwedes in der Nachspielzeit gegen Frankreich ebnete den Weg nach Schweden. "Die U21 hatte in den vergangenen Monaten oft viel individuelle Qualität auf dem Platz, aber es gab nie diese Geschlossenheit, es gab nie diesen Willen, sich gegen Schwierigkeiten zu stemmen", sagt Sammer. "Die Spieler müssen nun die Bereitschaft haben, dieses Turnier zu stehen und charakterlich zu überzeugen."
Um diese Pläne zu unterstützen, durfte Bundestrainer Joachim Löw von den U-Nationalspielern nur Manuel Neuer mit auf die Asienreise der A-Nationalmannschaft nehmen, daran lässt sich die Wertschätzung erkennen, die diese Europameisterschaft neuerdings beim DFB genießt. Der Nachwuchs soll üben, große Titel zu gewinnen. Die DFB-Analysten haben bei ihrer Rückschau auf die Europameisterschaft 2008 festgestellt, dass fast alle spanischen Europameister von 2008 in ihrer Jugend solche großen Turniere gewonnen haben, das gab den letzten Anstoß zum Umdenken im Verband. In Schweden soll daher bestenfalls eine neue Generation deutscher Titelsammler geboren werden.
DFB-SPORTDIREKTOR
MATTHIAS SAMMER
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