: U-Bahn-Fahrt mit Ministerin Merkel
■ Klimagipfel: Verkehrschaos soll vermieden werden
Wenn in einer Woche der UNO-Klimagipfel im Internationalen Congress-Centrum (ICC) eröffnet wird, steigt die Chance für alle Berliner, einmal mit Bundesumweltminsiterin Angela Merkel (CDU) zusammen U-Bahn zu fahren. Vielleicht fährt auch die offizielle Delegation eines Inselstaates im Doppelstockbus zum ICC, um dort darum zu kämpfen, daß ihr Land nicht klimabedingt in wenigen Jahren absäuft. Hoffnungen auf die ungewöhnlichen Fahrgäste weckt Berlins Umweltstaatssekretär Lutz Wicke (CDU), der darauf verweist, daß die BVG allen Teilnehmern die Freifahrt ermöglicht. Ob die rund 1.200 offiziellen Teilnehmer das großherzige Angebot annehmen werden, ist unklar: „Wir können doch keinen zwingen“, erklärt Siegfried Aumann, ein Sprecher des Organisationsstabes. Für ausgeschlossen hält Aumann S-Bahn-Fahrten der Delegierten nicht: „Es ist ja schließlich ein Klimagipfel.“
Die tägliche Tour vom Hotel zum Messegelände sollen die meisten Teilnehmer jedoch in den eigens zu diesem Zweck verkehrenden Bussen zurücklegen. Organisator Aumann: Für diesen Shuttle- Service seien 30 große und kleine Busse im Einsatz, „alle fahren mit umweltfreundlicher Technik“. Acht der Experimentalfahrzeuge würden beispielsweise mit Gas betrieben.
Daß Minister mit dem Bus durch Berlin fahren, ist sonst eher ungewöhnlich, wie ein Mitarbeiter des Protokolls der Landesregierung bestätigt: Eine schwarze Limousine aus dem Berliner Fuhrpark stehe ihm schon zu, bei einem offiziellen Besuch außerdem eine Eskorte aus fünf Motorrädern. Ein Staatsoberhaupt bekomme für einen Staatsbesuch sogar eine 15er- Staffel.
Ob es anläßlich der Großkonferenz zu einem Verkehrschaos kommt, ist unklar. Beim Landesschutzpolizeiamt sind jedenfalls noch keine Motorradeskorten beantragt worden. Fehlanzeige auch beim Landeskriminalamt und beim Wiesbadener Bundeskriminalamt, die zusammen für die gepanzerten Wagen vor und hinter dem Gast zuständig sind: Bisher seien für den Gipfel noch keine Fahrzeuge geordert.
„Mir ist nicht bekannt, daß Regierungsoberhäupter an dem Kongreß teilnehmen“, bestätigt Organisator Aumann. Allerdings gingen deren Anmeldungen „oft erst kurz vorher“ ein. Lediglich Bundeskanzler Helmut Kohl habe bisher verbindlich zugesagt, am 5. April die Ministerrunde zu eröffnen. Christian Arns
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