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TwitterGangster prahlen auf 140 Zeichen

In den USA nutzen kriminelle Banden häufig den Kurznachrichtendienst Twitter. Sie prahlen über ihre Taten, drohen Opfern und manchmal verraten sie sich auch. Die Polizei freut es.

Twitter mitlesen ist einfach, die Nutzer ausfindig machen eher schwierig. Bild: dpa

Informationen der kalifornischen Polizeibehörden zufolge setzen Gangs im Raum San Francisco verstärkt auf soziale Netzwerke wie Twitter oder Facebook. "Wir sehen das inzwischen viel häufiger", erklärte Dean Johnston von der Drogenverfolgungsstelle des Bundesstaates gegenüber der Nachrichtenagentur ap, "einige geben sogar mit ihren Schießereien an".

In einem Fall habe die Polizei einer kriminellen Bande folgen können, die sich auf Twitter über einen möglichen Verräter in ihrer Mitte unterhielt. Darüber seien weitere inkriminierende Tatsachen ans Licht gekommen. "Man findet Dinge über Leute heraus, die man sonst niemals gewusst hätte. Man baut sich einen kleinen Baum aus Personen auf", so Johnston. Im Fall der Twitter-Plauderer seien schließlich drei Drogentäter festgenommen worden.

Die Nutzung moderner Kommunikationsmittel durch Kriminelle ist indes nichts Neues - genauso wie von der Mafia über Terroristen bis hin zu Kleinganoven von Anbeginn an Handys eingesetzt wurden, nutzen die Banden heute Twitter oder Facebook. Für die Polizei ist das sogar hilfreich: Sie können die Ganovennetzwerke so möglicherweise einfacher infiltrieren. Aus England sind Fälle bekannt, in denen Kriminelle sich ihrer Taten auf Facebook rühmten. In einem Fall drohte ein bekannter Ganove seinen Opfern sogar aus dem Gefängnis, woraufhin ihm der Internet-Zugang gesperrt wurde.

Um die neuen Informationswege anzapfen zu können, müssen die Behörden die Gangmitglieder allerdings erst einmal finden. Das Silicon-Valley-Klatschblog "Valleywag" machte sich nach dem kalifornischen Drogenfahnder-Bericht sogleich auf, nach den Gangs im Netz zu fahnden - doch weder unter dem Twitternamen "Bloods" noch unter "Crips", zwei der bekanntesten kriminellen Banden in Kalifornien, fand sich Spannendes. Die Adressen hatten sich bereits ganz normale User gesichert. Auch die "Dragons" und die "Disciples" waren auf Twitter ganz harmlos, obwohl sie im echten Leben hochgefährlich sind.

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1 Kommentar

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  • RS
    Ron Sommer

    nicht nur bei Twitter kann man sich "Bäume" bauen: auch im ganz normalen Telefonnetz lassen sich Personenstrukturen herausbilden.

    Man kann sehr leicht sehen, ob jemand wichtig ist, oder nicht.

    Angeblich behandeln Mobilanbieter ihre Meinungsführer-Kunden und Kundinnen besser als den großen Looser-Rest. Damit bringt ein teurer Kunde noch 10 andere mit, die man dann etwas rauer behandeln kann... schick, oder?