Twitter-Studie übers Glück: Deutsche zwitschern fröhlich
Ein australischer Forscher hat mit Hilfe von Twitter eine Weltkarte des Glücks erstellt. Sein Ergebnis zeigt ein unerwartetes Bild der Deutschen.
Sie sind pedantische Arbeitstiere, füllen einen Antrag aus bevor sie lachen und tanzen erst, wenn sie soviel Bier getrunken haben, dass sie nicht mehr stehen können. Die meisten Voruteile über Deutsche sind wenig schmeichelhaft. Jetzt zeigt eine Online-Studie ein ganz anderes Bild: Die Deutschen sind die glücklichsten Menschen der Welt.
Der Cambridge-Doktorand Alex Davies hat mit Hilfe von Twitter eine Liste der glücklichsten Länder erstellt. Deutschland liegt dabei vorn. Da muss man selbst als Deutscher mal lachen. Auf den Plätzen zwei und drei folgen die Niederlande und Mexiko. Ganz hinten liegen Malaysia - immerhin Nachbar von Thailand, dem Land des Lächelns -, Kolumbien und Schweden.
Davies entwickelte einen Algorithmus, der die Twitter-Meldungen von Menschen aus 25 verschiedenen Nationen nach Wörtern untersucht, die in der Landessprache Freude oder Trauer ausdrücken. "Mir war es wichtig auf die Verbindung von Wörtern und Emoticons (Smileys, die Gefühle ausdrücken d.Red.) zu achten", schreibt Davies auf der Homepage der Universität Cambridge.
Bei der Untersuchung kommen die Deutschen auf besonders viele positive Begriffe wie "liebe", "danke" oder "cool" und wenig schlechte wie "schade", "traurig" oder "blöde". Schnell feierten deutsche Blogger die Ergebnisse. Doch viele fragten auch: Können die Ergebnisse stimmen?
Wer versteht was unter Glück?
Die erste weltweite Erhebung übers Glück machte 1998 die London School of Economics. Es gewann Bangladesh, eins der ärmsten Länder der Welt. In der Studie gaben fast alle befragten Einwohner Bangladeshs an, sie seien "sehr" oder "ziemlich" glücklich. Deutschland schnitt schlecht ab und kam auf Platz 42 von 54 möglichen.
Bei einer Studie der britischen New Economics Foundation (NEF) aus dem Jahr 2006 gewann der kleine Inselstaat Vanuatu. Auch südamerikanische Staaten erzielten gute Ergebnisse. Die USA und Deutschland lagen hingegen auf den hinteren Plätzen. Ein Grund, dass Vanuatu so gut abschnitt: Die NEF ließ in die Studie auch den Umgang mit der Umwelt einfließen. Hier lag der kleine Inselstaat weit vorn.
Es ist also auch immer entscheidend, was die Wissenschaftler unter Glück verstehen. Die Ergebnisse sind so vielfältig, wie die Menschen, die sie erforschen. Auch Alex Davies schreibt auf seiner Homepage, dass er nicht wisse, warum gerade die Deutschen gewonnen hätten. Letztlich könne er nur sagen, "dass sie halt fröhlich twittern." So bleibt den Deutschen das neue Vorurteil des kecken Twitterers.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Stockender Absatz von E-Autos
Woran liegt es?
Bundestag bewilligt Rüstungsprojekte
Fürs Militär ist Kohle da
Kürzungen im Berliner Haushalt
Kultur vor dem Aus
Grüne über das Gezerre um Paragraf 218
„Absolut unüblich und respektlos“
Erfolg gegen Eigenbedarfskündigungen
Gericht ebnet neue Wege für Mieter, sich zu wehren
BSW-Chefin im ZDF
Wagenknecht räumt Irrtum vor russischem Angriff ein