■ Tupper statt Jute!: BUND soll mit Tupper kooperieren
Das Bild ist einfach zu schön: Sieben frisch ondulierte Damen sitzen in Erikas guter Stube und begehen eine Tupperparty. Es klingelt, und ein zotteliger junger Mann in Birkenstocklatschen tritt ein. „Ich bin der Uwe vom BUND. Naturschützer und ondulierte Tupperwarendamen ziehen am selben Strang! Wir vom BUND sagen: Meine Ware kommt nicht in die Tüte, wir nehmen Tupperware!“
Die BUND-Pressemitteilung vom Montag ist einfach zu schön, um wahr zu sein. Der typische Sommerlochscherz eines gelangweilten Lokaljournalisten mit Fax. Allein der Name des BUND-Pressesprechers: Carl Wilhelm Bodenstein-Dresler! Nämlicher rennt gegen die „Hygienebarriere“ (!) des niedersächsischen Landwirtschaftsministers an, vulgo die Ladentheke im Supermarkt. „Sauber gespülte Behälter“ – sprich: Tupperware – sollen jetzt diese Barriere überspringen dürfen. Ziel: der „verpackungsarme Einkauf“.
Die „Sommer-Tupperparty“ des BUND, so dichtet der Anonymus weiter, werde von einer „Aktionskiste(!!) und einer Wanderausstellung(!!!)“ flankiert. „Bodenstein-Dresler“: Tupper garantiere lebenslange Haltbarkeit seiner Polyethylen- und Polypropylen-Produkte. Nur der Satz „Tupper statt Jute“ fehlt in dem niederträchtigen Pamphlet. Nicht dagegen fehlt die Hoffnung, das Heer der Tupperberaterinnen möge „Tausenden von Tupper-KundInnen“ die BUND-Idee nahebringen.
Ein übler Scherz auf Kosten hochmotivierter Umweltfreunde! Aber halt: Hören wir nicht immer öfter von ersprießlichen Kooperationen zwischen, sagen wir, Mercedes und gewissen Landschaftsschützern. Gibt nicht der unwahrscheinlich autokritische VCD neuerdings Tips heraus zum Kleinwagenkauf? Hat nicht schon längst das Wassermann-Zeitalter der neuen und überraschenden Allianzen begonnen? Verkniffene Abgrenzungen out – Neues Denken in? Womöglich (Gott bewahre) ist die BUND-Tupperparty gar kein Fake?! Der Schlußsatz hat nämlich wieder etwas absolut BUND-mäßiges: „Um Müllvermeidung bei ausländischen Mitbürgern publik zu machen, hat der BUND auch Plakate in türkischer Sprache herausgegeben.“ Sowas kann man sich nicht ausdenken.
Burkhard Straßmann
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen