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Nachgefragt„Tunnel – trotz allem“

■ Beiratsmitglied Klaus Viezens

Am Donnerstag setzen sich CDU und SPD im Koaltionsausschuß an einen Tisch. Auf der Tagesordnung stehen unter anderem der Hemelinger Tunnel und die Straßenbahnlinie 4. Kurz vor der Sitzung ist jetzt ein Gutachten des Institutes für Seeverkehrswirtschaft und Logistik veröffentlicht worden, das die Wirtschaftlichkeit beider Großprojekte in Frage stellt (siehe nebenstehender Bericht). Läßt das Gutachten den Bau des Tunnels für die Hemelinger Beiratsmitglieder jetzt in einem anderem Licht erscheinen, wollten wir von Klaus Viezens wissen. Er ist stellvertretender Fraktionssprecher der CDU im Beirat Hemelingen.

Herr Viezens, das Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik hat errechnet, daß sich der Bau des Hemelinger Tunnels nicht lohnt. Verzichten Sie jetzt auf den Tunnel?

Klaus Viezens: Nein, auf keinen Fall – als Hemelinger werden wir unter keinen Umständen Abstand vom Tunnel nehmen. Das steht überhaupt nicht zur Diskussion.

Aber der Tunnel soll laut Gutachten über 33 Jahre rund 1,2 Milliarden Mark kosten, aber nur 1,1 Milliarden Mark einbringen. Er rechnet sich also nicht.

Ich kenne das Gutachen nicht. Aber es ist mir ein Rätsel, wie die Gutachter zu ihren Erhebungen gekommen sind. Ich will nur mal ein Beispiel nennen: In dem Gutachten soll stehen, daß die Baukosten von der Baubehörde „um 10 bis 15 Prozent“ zu hoch sind. Tatsache ist jedoch, daß in den Baukosten von 500 Millionen Mark nicht nur der reine Tunnel, sondern auch die Sanierungsmaßnahmen rund um den Tunnel enthalten sind. Insofern stimmt das Gutachten an dieser Stelle schonmal nicht. Deshalb habe ich so meine Zweifel an den Zahlen des Gutachtens.

Unabhängig von diesem Gutachten haben Ihnen die Fraktionschefs Ronald-Mike Neumeyer (CDU) und Christian Weber (SPD) im Januar auf der Beiratssitzung ebenfalls vorgerechnet, daß auch sie den Tunnel für zu teuer halten.

Ich weiß, worauf Sie hinauswollen: Wenn kein Geld da ist, kann man auch keinen Tunnel bauen. Aber es gibt nur eine Möglichkeit: Man kann sich nur nach billigeren Alternativen für den Tunnel umsehen. Das muß auch noch weiter im Beirat besprochen werden. Ansonsten aber bleibt es dabei: Der Tunnel muß gebaut werden. Die Verkehrssituation ist für die Bevölkerung in Hemelingen unzumutbar. Der Tunnel ist die einzige Lösung. Alle anderen Alternativen führen dazu, daß gewachsene Stadtteile auseinandergerissen werden. Auch Mercedes, dem größten Arbeitgeber Bremens, muß Gelegenheit gegeben werden, seinen Aufgaben nachzukommen. Der Tunnel ist also nicht nur wegen der Verkehrsbelastung notwendig, sondern auch wegen der Arbeitsplätze. Warum das Gutachten das in Abrede stellt, ist nicht ohne weiteres nachvollziehbar. Fragen: Kerstin Schneider

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