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Tumulte, Infarkte, Momente des Glücks

■ Finalrunde zum Deutschen Hallenhandballpokal der Männer für immer in Hamburg?

Nur betagtere Mitbürger entsinnen sich noch der Zeit, da der HSV mit einer wurfkräftigen Mannschaft eine führende Rolle im deutschen Herrenhandball spielte. Das ist jetzt beinahe zwanzig Jahre her. Seitdem lahmt es. Über Regionaligastandard gelangten hiesige Klubs nicht mehr hinaus.

Noch älter ist die Forderung nach einer repräsentativen Großsporthalle. Auch in dieser Angelegenheit wurde bislang keine Lösung gefunden, welche die Drittklassigkeit unserer Handballer überträfe.

Nun führten diese beiden ehrabträglichen Faktoren zu einer Entwicklung, die der mathematischen Regel „Minus mal Minus gibt Plus“ folgt. Der Deutsche Handballbund hat sich entschlossen, sein Pokalfinale 1994 in Hamburg zu spielen und hat darüber hinaus erklärt, daß er Hamburg gern als ständigen Austragungsort sähe. Begründung: Die Sporthalle in Alsterdorf besitzt mit ihrem begrenzten Fassungsvermögen für rund 4.500 Zuschauer das optimale Format für diese Finalrunde. Und Hamburg hat durch seine langjährige Erfolglosigkeit im Männerhandball gleichsam den Status der Neutralität erworben. Es gilt auf absehbare Zeit als unwahrscheinlich, daß ein Verein aus unserer Stadt bis ins Semifinale vordringt.

So fällt Hamburg unversehens ein sportliches Topereignis in den Schoß. Die letzten Vier spielen am 11. und 12. Mai (Himmelfahrt) den Cup aus. Die Besetzung ist optimal. Denn mit der SG Flensburg-Handewitt und der SG Hameln haben sich gleich zwei norddeutsche Teams durchgekämpft. Die einen treffen auf Außenseiter OSC Rheinhausen, die anderen auf Titelverteidiger Wallau-Massenheim.

Drei Begegnungen, für deren Güte man bürgen möchte. Denn Spannung ist beim Hallenhandball nahezu garantiert. Während rund 75 Prozent aller Fußballspiele der 1. und 2. Bundesliga schlecht, sauschlecht oder öde ausfallen, münden etwa zwei Drittel aller Handballspiele ausschlaggebenden Charakters in eine hektische tumultöse Schlußphase, welche mit dem Begriff Dramatik nur lieblos beschrieben ist. Es geht buchstäblich drunter und drüber. Ständig muß die Uhr angehalten werden. Das zurückliegende Team wechselt zur offenen Manndeckung. Vom Spielfeldrand kreischen Betreuer und Mitspieler Anweisungen oder Aufmunterndes. Das Publikum infarktet. Und beim Schlußpfiff stürzen die Leiber ausrastender Sieger übereinander, während nebenan geschlagene Heroen wie tot zu Boden sinken.

Wenn die Sporthalle Hamburg tatsächlich an beiden Tagen ausverkauft (500 Karten sind noch erhältlich) und die Stimmung fabelhaft sein sollte, wäre das ein idealer Auftakt für eine neue Epoche des Deutschen Hallenhandballpokals.

Dabei ist der Zuschlag für Hamburg durchaus strittig. Skeptiker fragen an, welches öffentliche Interesse zu erwarten sei, wenn kein Nordclub die Finalrunde erreicht, was geschehe, wenn Niederwürzbach, Hofweier, Schutterwald und Scharnhausen die Gruppe der letzten Vier bildeten? Ob es nicht klüger wäre, dann einen Spielort in deren Nähe zu suchen? Energisch tritt Ligaausschußvorsitzender Heinz Jacobsen solch larmoyanten Einwänden entgegen: „Der Stellenwert und die Ereigniskraft des Pokalfinales wird erst dann erhöht, wenn wir einen ständigen Austragungsort festlegen und nicht vor lauter Angst um die Publikumsgunst permanent den Standort wechseln.“ Und: „Wir müssen uns doch vor den Fußballern nicht verstecken. Was die geschafft haben, erreichen wir auch.“

Buttje Behlert

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