Türkisches Militär in Syrien: Luftangriff trifft Journalist*innen
In Nordsyrien hat das türkische Militär einen Konvoi angegriffen. Mehrere Menschen wurden getötet, darunter einige Lokaljournalist*innen.
Bei einem türkischen Luftangriff auf einen zivilen Konvoi in der Grenzstadt Ras al-Ain im Norden Syriens wurden am Sonntagnachmittag mindestens neun Menschen getötet. Ein Sprecher der kurdischen Kräfte spricht von bis zu 11 Toten und 74 Verletzten. Unter den Opfern befindet sich neben fünf Zivilist*innen auch der Journalist Saad Ahmed, ein Lokalreporter der kurdischen Nachrichtenagentur Hawar News.
Auch die französische Fernsehjournalistin Stephanie Perez von France 2 befand sich zu dem Zeitpunkt des Angriffs im betroffenen Konvoi. „Unserem Team geht es gut“, teilte Perez am Sonntagnachmittag über Twitter mit, „aber einige Kollegen sind tot.“
Perez befand sich mit Ahmed und weiteren Journalist*innen in einem zivilen Konvoi auf dem Weg zu einer Demonstration gegen den Angriff, den der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan in der vorigen Woche eingeleitet hatte. Seit das türkische Militär die Angriffe begonnen hat, wurde die strategisch bedeutende Grenzstadt Ras al-Ain wiederholt Schauplatz von militärischen Eskalationen.
NGOs kritisieren türkisches Vorgehen
Neben Ahmed wurden bei dem Luftangriff mindestens vier weitere Journalist*innen verletzt: Mohammad Ikinji, ebenfalls von der Nachrichtenagentur Hawar News, Arsene Jakso von der Furat News Agency, Dilsuz Deldar von der North Press Agency und Amal Younis vom kurdischen Sender Sterk TV. Unbestätigten Augenzeugen-berichten zufolge sollen bis zu drei weitere Journalist*innen durch den Luftangriff verletzt worden sein. Internationale Journalist*innen seien laut dem Komitee zum Schutz von Journalisten (CPJ) nicht verletzt worden.
Reporter ohne Grenzen verurteilte den Angriff scharf. Geschäftsführer Christian Mihr sagte gegenüber der taz: „Wir untersuchen den Vorfall und fordern die türkische Regierung auf, die UN-Sicherheitsrat-Resolutionen 1738 und 2222 zum Schutz von Journalist*innen in bewaffneten Konflikten einzuhalten.“
Auch die US-amerikanische Nichtregierungsorganisation CPJ äußerte harte Kritik am türkischen Vorgehen. „Die türkischen Streitkräfte müssen internationale Standards einhalten und sicherstellen, dass Journalisten und andere Zivilisten nicht angegriffen werden“, so Maria Salazar Ferro vom Komitee zum Schutz von Journalisten. Darüber hinaus erklärte sie: „Solche Angriffe sind nach internationalem Recht ausdrücklich verboten und können Kriegsverbrechen darstellen.“
Salazar Ferro betonte außerdem, dass für Journalist*innen in der Region ohnehin ein besonders hohes Risiko bestünde: Das Assad-Regime ist für den Tod zahlreicher Journalist*innen durch Folter, Raketenangriffe und gezielte Attentate verantwortlich, während in der Türkei unter Erdoğan so viele Journalist*innen inhaftiert sind wie in keinem anderen Land der Welt.
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