: Türkische Warnflüge über Armenien?
■ Der Krieg um Berg-Karabach weitet sich aus
Ankara/Berlin (AP/taz) – Die türkische Regierung droht Armenien. Nachdem bereits am Freitag Ministerpräsident Demirel angekündigt hatte, wegen der jüngsten armenischen Angriffe auf die aserbaidschanische Stadt Kelbadschar keine westlichen Hilfslieferungen mehr nach Armenien zu lassen, drohte Demirel nun mit weiteren Konsequenzen: „Die Geduld der Türkei mit Armenien sei zu Ende.“ Worin diese „Konsequenzen“ bestehen könnten, wollte der Premier vorerst nicht sagen. Die Istanbuler Tageszeitung Milliyet schrieb jedoch, daß sowohl Manöver an der armenischen Grenze als auch „Warnflüge über Armenien“ möglich seien. Außerdem forderte Demirel Rußland und die USA zu einer „Intervention“ auf.
Bei ihrer direkten Unterstützung Aserbaidschans verhält sich die Türkei jedoch zugleich zurückhaltend. Obwohl der aserbaidschanische Präsident Eltschibej Anakara um die Lieferung von Hubschraubern gebeten hatte, wollte Demirel diese nicht zusagen: Unter den jetzigen Bedingungen sei es nicht leicht, Hubschrauber nach Aserbaidschan zu bringen. Das Land verfügt über keine gemeinsame Grenze mit Aserbaidschan. Seit der Auflösung der Sowjetunion hatte die Türkei ihre Unterstützung für Aserbaidschan verstärkt, da sie der Ansicht ist, daß in beiden Staaten eng verwandte türkische Stämme leben.
Der armenisch-aserbaidschanische Krieg um die von Armeniern bewohnte, jedoch zu Aserbaidschan gehörende Region Berg- Karabach dauert inzwischen fünf Jahre. Erst am Wochenende war es Armenien gelungen, mit der Eroberung der Bergregion um Kelbadschar einen zweiten Versorgungskorridor zwischen Armenien und Berg-Karabach zu eröffnen, nun kontrolliert es ein Zehntel des aserbaidschanischen Staatsgebiets. Da „das Land in seiner Staatlichkeit bedroht sei“, hatte der aserbaidschanische Präsident daraufhin einen auf 60 Tage beschränkten Ausnahmezustand verhängt. Dieser sieht ein Verbot von Massenkundgebungen, Demonstrationen und Streiks, die Einführung von Zensur sowie Ausgangs- und Reisebeschränkungen vor. „Besorgt“ über die Ausweitung des Krieges zeigte sich der armenische Präsident Ter-Petrosjan: Er rief die Beteiligten zur Beendigung der Kämpfe auf.
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