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Türkei weist israelischen Botschafter ausAlles auf Eis gelegt

Die Ausweisung des israelischen Botschafters aus der Türkei kommt nicht überraschend. Seit der Gaza-Flottille sind die bilateralen Beziehungen schlecht.

Verärgert sieht er nicht aus: Türkischer Außenminister Ahmet Davutoglu. Bild: dapd

ISTANBUL taz | Schroff reagierte am Freitag die türkische Regierung auf die Veröffentlichung des UN-Untersuchungsberichtes. Nicht nur der israelische Botschafter, alle Botschaftsmitglieder außer dem zweiten Botschaftssekretär müssen das Land bis Mittwoch verlassen.

Außenminister Ahmet Davutoglu erklärte, dass außerdem ab sofort alle Militärabkommen mit Israel auf Eis gelegt werden. Die Kommunikation werde nur noch auf der Ebene des Zweiten Botschaftssekretärs geführt. Die Türkei reagiert damit darauf, dass Israel sich weigert, sich offiziell für den Vorfall vom Mai 2010 zu entschuldigen, und auch keine Entschädigung zahlen will. Die Türkei hatte ihren Botschafter bereits am 31. Mai 2010 aus Israel abgezogen.

Außer der Ausweisung will sich die Türkei künftig "aktiv für die Reisefreiheit im östlichen Mittelmeer" einsetzen, was nur bedeuten kann, dass sich Ankara aktiv an der Umgehung der Blockade des Gazastreifens beteiligen will. Ein Sprecher der oppositionellen CHP äußerte die Befürchtung, es könne zu gefährlichen Zusammenstößen zwischen der türkischen und der israelischen Marine kommen.

In dem am Freitag von der New York Times vorab veröffentlichten Bericht war die Aktion der israelischen Armee zwar als rechtmäßig bezeichnet worden, dennoch empfiehlt die UN-Kommission Israel, sich zu entschuldigen und Entschädigungen anzubieten. Beides hat Jerusalem abgelehnt.

Zu der Aufforderung des UN-Berichts, die Beziehungen zwischen beiden Ländern möglichst schnell wieder zu normalisieren, sagte Davutoglu: Solange unsere Bedingungen von Israel nicht erfüllt werden, wird es keine Normalisierung geben. Die Türkei war jahrzehntelang das einzige Land der Region mit guten Beziehungen zu Israel. Seit dem Angriff auf die Hilfsflotte liegen die Beziehungen de facto auf Eis.

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3 Kommentare

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  • G
    guntherkummerlande

    Meines Wissens haben türkische Staatsbürger

    die Souveranität eines Landes im Kriegszustand

    nicht anerkannt.

     

    Die Militärhoheit Israels nicht anzuerkennen,

    und unkontrollierte Lieferungen an die

    Palästinenser zu liefern macht

    auf ein terrorismusgeprüftes Land einen schlechten

    Eindruck.

     

    Sie hätten sich anmelden und die humanitären

    Güter per UN-Beschluss nach Gaza liefern müssen.

    In einem fremden Land haben Sie sich aber deren

    Obrigkeit zu unterwerfen.

    Das muß jeder andere in der Türkei schließlich auch.

    Selbst dann, wenn er die PKK für Freiheitskämpfer

    hält und deren Familien finanziell und nur mit

    Lebensmittel und anderen nichtmilitärischen Dingen

    unterstützen will.

    Die Türkei muss sich fragen, ob sie ihrerseits

    Schiffslieferungen mit für die türkische Armee

    unbekannten Inhalt zu den Kurden und PKKlern

    dulden möchte.

    Wenn ja braucht man sich über die ständig

    wieder neu aufflammenden Kriege nicht mehr zu wundern!

    Die Türkei muß sich im Sinne des Friedens

    kooperativ mit Palästina/Israel verhalten und

    die Araber nicht zu desaströsen Kriegen

    und ewigen Partisanenkriegen verleiten.

    Sie müssen Verantwortungsgefühl beweisen.

     

    Wenn Israel die kontrollierten und

    unbeanstandeten Hilfslieferungen/Zivile Lieferungen

    nicht durchgelassen hätte,

    hätte man die Prüfung der Güter durch

    UN-Behörden vornehmen lassen müssen und

    diese per amerikanischer Luftbrücke( die

    proisraelische USA sollen das machen)

    den Gaza beliefern müssen.

    Gern könnten hierbei die Türken für die Lebensmittel-, Spielzeug-,Kleidungs-,Zeitschriften-,Bücherpakete

    schöne propagandafreie Produkte sponsern.

     

    Wenn die Türkei wirklich militärisch Mut haben,

    dann sollen Sie eine Allianz der befreiten

    arabischen Nationen gegen das Syrische Regime

    aufbauen und auf diplomatischer Ebene Druck auf

    Assad ausüben.

    Wer Assads geknechtetes Volk befreit, ist der

    wahre Held. Für arabische Menschen ist das Wettern/Hass gegenüber Israel kein niveaudifferenzierendes Qualitätsmerkmal.

    Das machen eh alle Araber.

    Aber arabische Menschen vor Massenerschießungen zu

    retten, das wäre wirklich die längst überfällige

    Heldenleistung islamischer Politiker.

    Nicht Kriege provozieren, sondern Menschen

    retten! Das macht den Unterschied zwischen Populist und Legende.

  • B
    Boumedienne

    Hoffentlich kommt die Türkei schnell in die EU - wir brauchen große, starke Staaten, deren Machthaber stahlharte Eier in der Hose haben...in der jetzigen EU können sich die Staatschefs zum gemeinsamen Häkeln treffen...

  • US
    ulrich strobel

    Was soll die Türkei machen,

    Israel ermordet 9 türkische Staatsbürger

    und weigert sich obendrein sich zu entschuldigen

    und Schadensersatz zu bezahlen.

    Israel sollte langsam lernen, die Menschenrechte zu achten.