Tür an Tür mit der AfD: Mit den Nachbarn klappt es nicht
Die AfD findet seit über einem Jahr kein Parteibüro. Nun sitzt sie in der Bahnhofsvorstadt – mitten in einer multikulturellen Umgebung.
Laut Magnitz seien die Räumlichkeiten allerdings keine Parteibüro, sondern nur ein Ort für „interne Veranstaltungen zu bestimmte Themen“, wie Magnitz sagt, „ein Jahr lang haben wir gesucht, hier ist zufälligerweise etwas frei geworden“. Man sei über persönliche Kontakte Untermieter in dem Büro geworden, dass von einem „Sozialberatungsverein“ gemietet worden sei. Interessant dabei: Magnitz ist selbst Hausverwalter der Immobilie, wie er der taz bestätigte.
AnwohnerInnen planen bereits Proteste gegen die neue AfD-Zentrale in Bremen. Einer von ihnen, Sebastian Rave, ein 35-jähriger Mediengestalter, hat von den neuen Nachbarn auf der Seite Afdwatchbremen.com gelesen. Er war geschockt. Rave sagt: „Die Falkenstraße ist eine der multikulturellsten Straßen überhaupt. Das geht ja mal gar nicht klar.“ Vor eineinhalb Jahren hat Rave bereits die Großdemo gegen den AfD-Parteitag in Bremen organisiert. Seitdem er von dem Parteibüro in seiner Nachbarschaft erfuhr, organisiert Rave zusammen mit anderen AnwohnerInnen erneut Protest gegen die AfD, diesmal vor seiner Haustür.
Besonders die Lage des neuen Büros ist aus Sicht der AnwohnerInnen eine Provokation. Es liegt direkt neben einem Afro-Shop, zwei Häuser weiter hat eine Moschee ihre Gebetsräume. Die AnwohnerInnen haben ein mehrsprachiges Flugblatt drucken lassen, um zu informieren und zu einer Anwohnerversammlung am 17. Juni direkt vor dem neuen Parteibüro einzuladen. Auf dem Flugblatt steht: „Die AfD ist eine rassistische und nationalistische Partei und hetzt gegen Einwanderer und den Islam. Sie vergiftet das Klima in unserer Straße, in der Menschen aus vielen Nationen und mit vielen Religionen friedlich miteinander leben.“
Der Inhaber des angrenzenden Afro-Shops, Mambu Luyindula, sagt: „Ich finde nicht gut, was die machen, aber die AfD ist nicht verboten.“ Luyindula kennt Magnitz als Hausverwalter, er ist ebenfalls dessen Mieter. Er sagt: „Er hatte Streit mit dem Vormieter, es ging um Wasserschäden und Mängel.“ Er selbst habe auch schon Probleme mit der Hausverwaltung gehabt: „Vor ein paar Monaten wurde bei einem Einbruch eine Scheibe eingeschlagen – bereits zum dritten Mal.“ Zwei Mal habe die Hausverwaltung die Reparatur bezahlt, die letzte musste Luyindula selber zahlen, obwohl es vertraglich anders vereinbart sei. Geschockt sei er allerdings gewesen, als Anfang des Monats am leer stehenden Büro nebenan Sticker gesehen habe. „Asylbetrüger – nein Danke“ habe auf ihnen gestanden und „Stopp die Moschee“.
Inzwischen kleben an dem noch leeren Büro Aufkleber, auf denen „Kein Bock auf Nazis“ und „Die AfD ist rassistisch“ steht. Irgendjemand hat Bauschaum in den Briefkasten gefüllt. Der neue Mieter kann nur hoffen, dass die Hausverwaltung zahlt.
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