Tücken von "Places"-Funktion: Ärger um Facebooks Ortsdienst
Bei "Places" wollte der Online-Konzern datenschutztechnisch eigentlich alles richtig machen. Nun zeigt sich: Die Funktion hat einige Mängel. Nutzer lernen das nur langsam.
Facebook will den Markt für Internet-Ortsdienste aufrollen: Mit "Places" kann jeder US-Nutzer seit letzter Woche seinen Freunden oder dem Rest der Welt über das soziale Netzwerk mitteilen, wo er sich gerade aufhält. Die Funktion, die in den nächsten Monaten auch europäischen Nutzern zur Verfügung stehen soll, wurde mit viel Tamtam eingeführt - unter anderem betonte Facebook, wie gut die dabei eingehaltenen Datenschutzregeln seien. So habe man den Zugriff auf "Places" bewusst nur für Freunde des Nutzers freigeschaltet, nicht jedoch für Fremde.
Nach den ersten Tagen in freier Wildbahn zeigt sich nun allerdings, dass die neue Funktion, die unter anderem aufstrebenden Jungfirmen wie "Foursquare" oder "Gowalla" Konkurrenz machen soll, nicht ganz so privatsphärenfreundlich ist, wie sie Facebook verkauft. Dabei geht es vor allem um zwei Problembereiche: Die Funktion "People Here Now" ("Gerade an diesem Ort") sowie die Möglichkeit, Freunde zu "taggen", also andere Menschen als an einem Ort befindlich zu markieren.
Bei "Here Now" handelt es sich um eine Seite, die jedem Ort zugeordnet ist. Sie listet auf, wer sich gerade hier befindet. Auch wenn ein Nutzer seine Ortsangaben nur für Freunde freigeschaltet hat, können andere Menschen, die sich am gleichen Ort "eingecheckt" haben, ihn dort sehen. Dazu reicht es, dass ein Facebook-Nutzer bestimmte Informationen für "alle" freigegeben hat. Menschen, die auf ihre Privatsphäre bedacht sind, raten deshalb, "Here Now" am besten komplett abzudrehen.
"Places"-Problem Nummer zwei ist das "Taggen" von Freunden. Die "Advertising Age"-Kolumnistin Kunur Patel berichtet in ihrem Blog, wie diese Funktion Ärger bereiten kann: Sie habe sich damit fast eine Dinner-Party ruiniert. Eigentlich wollte Patel nur per Facebook verkünden, dass sie gerade mit ihren Freunden in einem Restaurant saß. Dazu checkte sie nicht nur sich selbst ein, sondern eben auch diese Personen. Sie habe angenommen, dass ihnen dies gefallen würde. Doch weit gefehlt: Die Freunde wurden sauer.
Das Hauptproblem dabei: Facebook lässt ein "Taggen" von Freunden auch dann zu, wenn diese es nicht explizit bestätigen. Zwar geht eine Mail oder eine Nachricht an die Facebook-iPhone-Anwendung heraus, doch muss das "Taggen" explizit verneint werden, damit die Information nicht auf Facebook auftaucht. Problematisch am "Taggen" ist laut Patel auch, dass Nutzer beliebige andere Facebook-Freunde an fremden Orten einchecken können - selbiges wird nicht explizit abgefragt. Auch hier ist es also ratsam, die Funktion schlicht abzustellen. Standardmäßig ist sie nämlich aktiviert - typisch für Facebooks Datenschutzverhalten, wie Datenschützer seit Monaten bemängeln.
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