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Tête-à-tête in Biarritz

TV-Exporte aus Frankreich erobern den internationalen Markt. Ein Besuch bei der Messe "Rendez-Vous".

Auch bei schlechtem Wetter nett: Biarritz Bild: dpa

An der Atlantikküste versinkt die Sonne rotglühend im Meer. Auf den Tellern liegen Austern und Garnelen, dazu gibt es Chardonnay. Es ist das jährliche "Rendez-Vous" von TV France International, dem Zusammenschluss von 140 TV-Produktionsfirmen. Einkäufer von 121 Sendern aus 39 Ländern sind nach Biarritz gekommen, um französische Sendungen einzukaufen.

Französische Dokumentationen verkaufen sich im Ausland fast so gut wie französischer Wein - nur haben sie kein Etikett. Während das bei einem guten Tropfen ein Manko wäre, ist es bei Dokus von Vorteil. Wenn sie erst mal synchronisiert sind, sieht man ihnen nicht an, wo sie produziert wurden. Und so hetzen die Einkäufer von einem Meeting zum nächsten Screening. Auch viele deutsche Sender sind vertreten, vor allem öffentlich-rechtliche. Besonders im ZDF und in den dritten Programmen der ARD laufen die Dokus aus dem Nachbarland. Gaby Gärtner-Schlueß, Leiterin des Programmankaufs beim WDR, schätzt den Anteil eingekaufter Produktionen an der WDR-Sendezeit auf bis zu 20 Prozent.

Doch die Nummer eins unter den französischen TV-Exporten sind Trickfilme. Deswegen trifft man auch Frank Dietz, Leiter des Programmeinkaufs bei Super RTL, beim "Rendez-Vous". Bei seinem Sender laufen viele französische Produktionen, zum Beispiel "Totally Spies", eine Trickserie über junge Frauen in geheimer Mission. "Frankreich ist für uns ein extrem wichtiger Beschaffungsmarkt", sagt er. "Die Franzosen haben einfach eine ganz andere Comic-Kultur. Die Qualität ist sehr gut." Und da die Produktion von Animatio- nen teuer sei, lohnten sich, so Dietz, Importe und Koproduktionen.

Seit 1994 gibt es TV France International und das "Rendez-Vous". Die Initialzündung gab die Ankündigung der französischen Regierung, die Subventionierung von TV-Produktionen zurückzufahren. Man brauchte also neue Einnahmequellen - und begann, bereits für den französischen Markt produzierte Sendungen ins Ausland zu verkaufen. 2006 brachte das 157 Millionen Euro. In den letzten drei Jahren ist die Exportsumme um 15 Prozent gestiegen. Man nähert sich sogar wieder den Umsatzzahlen von vor 2001, als der internationale TV-Markt zusammenbrach. Auch deutsche Sender versuchen, ihre Programme ins Ausland zu verkaufen, um das eigene Budget aufzustocken.

Die deutsche Fernsehprogrammmesse "German Screenings" wurde 1974 erstmals von der ARD durchgeführt. 1976 kam das ZDF dazu. Vor vier Jahren stieg das Zweite wieder aus. "Wir hatten vorgeschlagen, die Messe ähnlich wie das Rendez-Vous zu gestalten", sagt Alexander Coridaß, Geschäftsführer von ZDF Enterprises, "mit einem festen Veranstaltungsort für mehrere Jahre und allen wesentlichen deutschen Vertriebsgesellschaften." Als man sich mit der ARD nicht einigen konnte, zog sich das ZDF zurück. "Die Kosten und der sonstige Ressourceneinsatz für die Teilnahme an TV-Messen sind hoch, da muss man sich auf die beschränken, die man für sich als sinnvoll erachtet", sagt Coridaß. Dafür sind nun der österreichische ORF und die Deutsche Welle mit im Boot. In diesem Jahr findet die Messe im Dezember in Leipzig statt - ohne Strand. Vermutlich auch ohne Austern.

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