Truppenabzug aus Senegal: Frankreich verlässt Westafrika
Mit der Übergabe der Basis „Camp Geille“ an Senegal endet Frankreichs Militärpräsenz in der Region. Ein Bruch der Länder soll dies nicht sein.

Eine kurze, schlicht gehaltene Zeremonie, bei der die senegalesische Flagge gehisst und symbolisch der Schlüssel zur Basis übergeben wurde, markierte auch das Ende der ständigen Militärpräsenz in ganz Westafrika. Mit der Rückgabe des „Camp Geille“, der größten französischen Militäreinrichtung in Senegal, und der Rückgabe der militärischen Luftwaffenstation am Flughafen, ist Frankreichs Rückzug aus der Region nun vollendet.
Zu Spitzenzeiten hatten auf der Basis rund 400 französische Soldatinnen und Soldaten mit ihren Familien gelebt. Zuletzt waren nur noch etwa 200 französische Armeemitarbeiter*innen dort stationiert gewesen. Seit März war die Anzahl des französischen Personals systematisch reduziert und die Übergabe vorbereitet worden.
Ein Streben nach Souveränität
Der Rückzug geht auf eine veränderte politische Landschaft in der Region zurück. Zahlreiche Länder Westafrikas hatten sich aus dem Bestreben nach einer vollständigen Souveränität in den vergangenen Jahren von der ehemaligen Kolonialmacht abgewandt. Frankreich hatte in Mali, Niger, Burkina Faso, Tschad, Gabun, der Elfenbeinküste und Senegal auch nach der Unabhängigkeit der Länder weiterhin militärische Basen unterhalten und war in ganz Westafrika stark präsent gewesen.
Seit 2022 aber, mit dem Beginn der Putsche in den Sahelländern Mali, Burkina Faso und Niger, hatte sich Paris notgedrungen zurückgezogen. Lediglich im zentralafrikanischen Gabun sind noch einige wenige französische Soldat*innen präsent, die dort weiterhin die Ausbildung des gabunischen Militärs unterstützen. Ansonsten ist die einzig verbleibende voll operative französische Militärbasis auf dem afrikanischen Kontinent im ostafrikanischen Dschibuti.
In Senegal geht das Ende der Militärpräsenz auf die im März 2024 neu gewählte Regierung unter Präsident Bassirou Diomaye Faye zurück. Faye und dessen Premierminister Ousmane Sonko hatten im Sinne einer „echten Unabhängigkeit“ ihres Landes den Abzug der ehemaligen Kolonisatoren gefordert.
„Senegal ist ein unabhängiges Land, es ist ein souveränes Land, und die Souveränität verträgt sich nicht mit Militärbasen in einem souveränen Land“, hatte Faye in einem Interview im November 2024 gesagt, und hinzugefügt: „Wir haben keine Militärstützpunkte im Ausland. Es ist daher normal, dass wir keine ausländischen Elemente auf unserem Boden akzeptieren“.
Neue Partnerschaft auf Augenhöhe
Die Aussagen hatten in Paris für Überraschung gesorgt, schlussendlich aber den Abzug eingeläutet. Wie Präsident Bassirou Diomaye Faye jedoch mehrfach beteuerte, handelt es sich nicht um einen Bruch mit Frankreich. Stattdessen soll die Partnerschaft neu ausgelegt und auf Augenhöhe gelebt werden. Demnach besteht weiterhin die Absicht, in Ausbildungsfragen mit Frankreich zu kooperieren.
„Wir müssen unsere Partnerschaften in einem dynamischen Afrika, dessen Jugend viele Hoffnungen mit sich bringt, neu erfinden. Dies erfordert eine echte Transformation unseres Ansatzes gegenüber den afrikanischen Ländern und unseren afrikanischen Partnern“, sagte General Pascal Ianni, Leiter des französischen Armeekommandos für Afrika, bei der Übergabe am Donnerstag.
Dafür brauche es keine ständigen Stützpunkte. Nun gehe es darum, die Zukunft der strategischen Partnerschaft zu definieren, die für die Stabilität der Region von entscheidender Bedeutung sei. Dies solle gemeinsam, unter strikter Wahrung der Interessen und Souveränität beider Länder geschehen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!