Truppenabzug aus Afghanistan: Biden will länger bleiben
Unter Trump hatten die USA den Taliban den Abzug aller Streitkräfte zum 1. Mai versprochen. Das ist kaum noch möglich, heißt es jetzt in Washington.
Die Aufgabe der Regierung bestünde nun darin, mit den Taliban darüber zu verhandeln, dass die US-geführte Truppe „noch ein wenig länger“ bleiben dürfe. Präsident Joe Biden hoffe zudem, mit Zustimmung der Taliban auch nach dem Abzug der US- und den verbündeten NATO-Kräften eine Terrorabwehreinheit im Land zu belassen, erklärte Smith. Unter Donald Trump hatte die USA den radikalislamischen Taliban den Abzug aller Streitkräfte zum 1. Mai versprochen.
Das Thema hatte am Dienstag auch US-Außenminister Antony Blinken auf seiner ersten Nato-Mission beschäftigt: Er musste seine Bündniskollegen in Brüssel erneut um Geduld bei der US-Entscheidung über den Abzug aus Afghanistan bitten. In der Militärallianz wuchs die Sorge, dass die Nato-Truppen bald wieder Ziel von Angriffen der radikalislamischen Taliban werden könnten. Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) warb deshalb für eine Vereinbarung, um Gewalt auch gegen Bundeswehr-Soldaten zu verhindern.
Bei Afghanistan gebe es „keinen Weg voran ohne Risiko“, sagte Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg. „Wir müssen uns auf alle Optionen einstellen.“ Alle Minister hätten die Bemühungen unterstützt, „den Friedensprozess wiederzubeleben“.
Trump wollte raus
Trump hatte den Taliban einen Abzug aller ausländischen Truppen bis zum 1. Mai in Aussicht gestellt. Biden hatte diese Vereinbarung auf den Prüfstand gestellt, nachdem Friedensgespräche zwischen der Regierung in Kabul und den Taliban bisher nicht zum Erfolg geführt haben.
Maas bewertete positiv, dass die USA die europäischen Alliierten anders als unter Trump einbezögen. „Jetzt wird wieder zusammen geplant“, sagt er. „Das ist die Veränderung.“ Blinken sicherte zu: „Was auch immer die Vereinigten Staaten am Ende tun werden, es wird von den Überlegungen unserer Verbündeten beeinflusst werden.“
Seit dem Ende des Kampfeinsatzes Ende 2014 ist die Nato noch mit der Unterstützungsmission „Resolute Support“ in Afghanistan. Sie dient der Beratung und Ausbildung der afghanischen Sicherheitskräfte und umfasst noch 9.600 Soldaten. Die Bundeswehr ist mit rund 1.100 Soldaten zweitgrößter Truppensteller nach den USA.
Schneller Abzug kaum noch möglich
Tatsächlich gehen Militärplaner schon jetzt davon aus, dass ein Abzug zum 1. Mai wegen der nötigen Vorbereitungszeit kaum noch möglich ist. Und die Taliban haben mehrfach gedroht, den Kampf gegen die Nato-Truppen wieder aufzunehmen, wenn dieser Termin nicht eingehalten wird.
Maas forderte bis Ende April „Klarheit“ über die Zukunft des Nato-Einsatzes. Er unterstützte dabei Pläne, die Militärpräsenz an die Dauer der Friedensgespräche zu koppeln. Es müsse aber davon ausgegangen werden, dass die Friedensverhandlungen bis Ende April nicht zu Ende sein würden, sagte er. Nötig sei deshalb eine Verständigung mit den Taliban, die Gewalt dann verhindere.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag auf Magdeburger Weihnachtsmarkt
Vieles deutet auf radikal-islamfeindlichen Hintergrund hin
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Keine Konsequenzen für Rechtsbruch
Vor dem Gesetz sind Vermieter gleicher
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Klimakiller Landwirtschaft
Immer weniger Schweine und Rinder in Deutschland